Ärzte der Medizinischen Universität Wien fanden heraus: Bei Risikopatientinnen ist eine noch frühere Testung auf Schwangerschaftsdiabetes sinnvoll. Vor allem auch deshalb, weil eine frühe Behandlung des „Zuckers“ dem Schutz vor Komplikationen bei Mutter und Kind dient.
Tests auf Schwangerschaftsdiabetes werden derzeit gemäß den Vorgaben der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche angeboten. Eine eventuell nötige Therapie kann damit erst recht spät gestartet werden. Nun zeigte eine internationale Studie unter Mitwirkung der Medizinischen Universität Wien, dass die Behandlung bei Risikopatientinnen in einer noch früheren Schwangerschaftsphase (vor der 20. Schwangerschaftswoche) zusätzlichen Schutz vor Komplikationen bietet.
Weniger Geburtsschäden
So konnten Geburtsschäden wie Knochenbrüche, Nervenverletzungen oder das Einklemmen während der Geburt (Schulterdystokie) bei mehr als einem von 20 Babys verhindert werden. Außerdem verringerten sich Atemprobleme, die Sauerstoffgabe notwendig machten, um fast die Hälfte. Die Zahl der Tage, die auf intensivmedizinischen Stationen verbracht werden mussten, ging um 40 Prozent zurück. Weiters wurden schwere Schäden im und um den Geburtskanal der Mutter (Dammverletzungen) um mehr als drei Viertel reduziert.
Der sogenannte Gestationsdiabetes ist eine Störung des Zuckerstoffwechsels, die erstmals während der Schwangerschaft auftritt. Dabei übersteigen die Blutzuckerwerte der Schwangeren bestimmte Grenzwerte. Erkennen das Experten nicht rechtzeitig, können Komplikationen bei Mutter und Kind auftreten. Anzeichen gibt es meist keine, doch können Müdigkeit, Durst, Bluthochdruck, gesteigerte Fruchtwassermenge, übergroßes Kind darauf hinweisen.
Dr. Jürgen Harreiter, Klinische Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel: „Es fehlten bisher Daten, um die Auswirkungen einer solchen Behandlung auf die Mutter oder das Kind nachzuweisen; diese Wissenslücke, von der wahrscheinlich jedes Jahr Millionen von Schwangerschaften betroffen sind, konnte durch diese Studie geschlossen werden.“
Besserer Schutz für Mutter und Kind
„Diese neuen Erkenntnisse dienen als Grundlage dafür, die bestehenden Leitlinien für Schwangerschaftsdiabetes zu überarbeiten, uns auf die besten Grenzwerte für die Diagnose zu einigen und Mütter und Babys noch besser zu schützen“, ergänzt Univ.-Prof. Dr. Alexandra Kautzky-Willer.
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