Konzert hat Nachspiel
Ermittlungen gegen Roger Waters wegen Verhetzung
Nach seinem Auftritt in Berlin ermittelt die dortige Polizei gegen Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters wegen Verdachts auf Volksverhetzung. Der 79-Jährige hatte bei seinem Konzert in der vergangenen Woche einen langen schwarzen Ledermantel und eine rote Armbinde getragen - Kleidung, die der eines SS-Offiziers ähnelt. Wegen eines haarsträubenden Vergleichs bei dem Konzert wird Waters auch Antisemitismus vorgeworfen - nicht zum ersten Mal.
Die Kleider seien geeignet, „die Herrschaft des nationalsozialistischen Regimes zu verherrlichen“, erklärte ein Berliner Polizeisprecher gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Dadurch könne zudem der öffentliche Frieden gestört werden. Das Verfahren wird dem Sprecher zufolge nach Abschluss der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft übergeben, die dann zu entscheiden hat, ob eine Straftat besteht.
Als Teil der Bühnenshow harmlos?
Der Auftritt im schwarzen Ledermantel ist allerdings schon lange Teil der Bühnenshow zum Song „In The Flesh“ von Pink Floyds Konzeptalbum „The Wall“. Darin schlüpft Roger Waters in die Rolle eines Rockstars, der in den Wahnsinn abdriftet und halluziniert, er sei ein Diktator, der Minderheiten erschießen will. Am Ende der Performance greift Waters zur Maschinenpistole und feuert Platzpatronen über die Köpfe des Publikums (siehe Tweet unten). Gegenüber dem „Spiegel“ betonte der Berliner Polizeisprecher, dass sämtliche be- und entlastenden Beweise in das Ermittlungsverfahren einfließen würden.
Das Konzert in Berlin im Rahmen der „This Is Not A Drill“-Tour brachte Roger Waters aber auch anderweitig geharnischte Kritik ein. Während der Show erschienen die Namen der vom NS-Regime ermordeten Anne Frank sowie der palästinensischen Journalistin Shireen Abu Akleh auf gigantischen Leinwänden. Akleh war 2022 bei einem israelischen Militäreinsatz im Westjordanland getötet worden. Die offenkundig nicht vergleichbaren Todesumstände wurden von Waters gleichgesetzt: Unter dem Namen von Anne Frank stand: „Verbrechen: jüdisch sein“, unter dem von Akleh: „Verbrechen: palästinensisch sein“.
„Größter Judenhasser unserer Zeit“
Waters wolle Israel mit den Nazis vergleichen, schrieb der israelische UNO-Botschafter Danny Danon dazu auf Twitter. „Er ist schändlicherweise einer der größten Judenhasser unserer Zeit“, so Danon. Das israelische Außenministerium warf Waters Mittwoch vor, er habe ausgerechnet in Berlin „die Erinnerung an Anne Frank und die sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden beschmutzt“.
Waters war bereits zuvor mehrfach durch antisemitische Äußerungen aufgefallen. Ihm wird zudem Nähe zur sogenannten BDS-Kampagne vorgeworfen, einer antiisraelischen Boykottinitiative. Die Stadt Frankfurt am Main wollte ein Konzert des Musikers Ende Mai absagen, das dortige Verwaltungsgericht gab jedoch einem Eilantrag Waters‘ gegen die Absage statt. Die Stadt München ließ ein Konzert ebenfalls zu - Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nannte die Entscheidung „unerträglich“, sah aber rechtlich keine andere Möglichkeit.
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Vergangenes Jahr irritierte Waters überdies mit Aussagen zum Ukraine-Krieg, die zur russischen Propaganda passen - das brachte ihm Lob von Ex-Präsident Dmitri Medwedew ein.
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