Verkauf an Air Berlin

Niki Lauda steigt “perfekt” aus seiner Airline aus

Österreich
08.11.2011 12:48
Niki Lauda hat zum zweiten Mal eine von ihm gegründete Airline verkauft. Der Ex-Rennfahrer gibt seine Mehrheit an der Billigfluggesellschaft "Niki" an den bisherigen Mitaktionär Air Berlin ab. Lauda zieht aber mit Dezember in den 13-köpfigen Verwaltungsrat von Air Berlin ein. Eine neue Airline - es wäre nach "Lauda Air" und "Niki" seine dritte - will Lauda jedoch nicht gründen. "Mir gehen die Namen aus", so der 62-Jährige schmunzelnd, dessen Ausstieg in der Branche als "perfekt" gewertet wird.

"Meine 51 Prozent wandern zu Air Berlin", sagte Lauda bei einer Pressekonferenz mit dem neuen Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn am Dienstag in Wien. "Air Berlin übernimmt somit 100 Prozent von Niki." Aus verkehrsrechtlichen Erwägungen wird für die Darstellung der österreichischen Mehrheit weiterhin eine österreichische Stiftung gewählt - das gleiche Modell wie bei den Austrian Airlines und Lufthansa.

Air-Berlin-Vorstandschef Mehdorn versicherte, dass die Marke "Niki" bestehen bleibe und dass der Flughafen Wien als das vierte Drehkreuz von Air Berlin ausgebaut werde. 2012 will Mehdorn bei der - derzeit defizitären - Air Berlin Gewinne schreiben. Lauda selbst sprach von "zweistellig positiven" Zahlen bei seiner Airline.

"Der lästige Molch Lauda ist nicht weg"
Niki werde weiterhin eine eigenständige Gesellschaft mit eigener Geschäftsführung sein, wurde weiter erklärt. Lauda, der im Dezember in den Verwaltungsrat von Air Berlin übersiedelt, will "nach wie vor die Augen auf Niki halten. Ich bin von oben für Niki verantwortlich". Der Airline-Konkurrenz richtete er aus: "Der lästige Molch Lauda ist nicht weg." Und er gehe nicht in Pension. Lauda will auch weiterhin Flugzeuge selber fliegen.

Eine dritte Airline will Lauda nicht mehr gründen. "Mir gehen die Namen aus", meinte er. Die neue Aufgabe im Air-Berlin-Verwaltungsrat reize ihn sehr. Statt "unten zu motzen", wollte er "oben mitmachen. Mir ist lieber, ich kann mitbestimmen", sagte er vor Journalisten.

"Ein perfekter Ausstieg"
In der Branche wird Laudas Rückzug als Niki-Gesellschafter als "perfekter Ausstieg" gewertet - zudem als Formalakt, weil Air Berlin seit der Aufstockung und Option auf Laudas Anteile in der österreichischen Gesellschaft ohnehin schon den Durchgriff hatte.

Anfang 2004 übernahm die Air Berlin 24 Prozent an Laudas kurz zuvor gegründeter neuer österreichischer Airline. 2010 verkaufte Lauda weitere 25,9 Prozent an Air Berlin, die damit die Option auf sämtliche Anteile erhielt - für ein Darlehen der Deutschen diente der Hälfteanteil der Lauda-Stiftung als Pfand.

Vom Weltmeister zum "Airliner"
Lauda erlebte viele Höhen und Tiefen in seiner Karriere, den Steuerknüppel hat er dabei nie gern aus der Hand gegeben. Als alle Welt erwartete, er würde nach seinem Horrorunfall auf dem Nürburgring am 1. August 1976 Abschied vom Rennsport nehmen, fuhr er 42 Tage später wieder "im Kreis".

Als TV-Experte ist Lauda der Formel 1 bis jetzt treu geblieben. Seit seinem Eintritt ins Airline-Business gab es auch kein Ereignis in der Luftfahrt, das von ihm unkommentiert blieb. Nicht nur das: Seine Sager machten ihn zu einem bevorzugten Ansprechpartner in Medien, Fachdiskussionen und Society-Events.

Das legendäre rote Kapperl
Seit er unter die Luftfahrtunternehmer ging, gilt Lauda als "Airliner", eigentlich die Bezeichnung für ein Flugzeug. Ende der 90er-Jahre trat er seine damalige Lauda Air an den Erzkonkurrenten AUA ab, um 2003 eine neue Fluggesellschaft zu gründen und abermals gegen die AUA anzufliegen. Nun gehört Niki ganz der Air Berlin, die AUA schon seit zwei Jahren der deutschen Lufthansa.

Laudas Zahlen mit seinen Fluggesellschaften waren der breiten Öffentlichkeit weniger Begriff als seine diversen Sponsorenkapperln. Aktuell ist es wieder rot und von der Investmentfirma Aabar aus Abu Dhabi. Vorzeitig hingeworfen hat er das (blaue) Käppchen der insolventen Money Service Group. Nach seinem Rennunfall trug er mehr als zwei Jahrzehnte lang sein legendäres rotes Kapperl mit "Parmalat"-Schriftzug, danach waren es Viessmann und Oerlikon, bis 2011 die MSG kurzzeitig Partner war. Auch in seiner Airline Niki gehörte ein rosarotes Kapperl zur Uniform der Flugbegleiterinnen.

Durchbruch mit Ferrari
Geboren wurde Andreas Nikolaus Lauda am 22. Februar 1949 als Sohn einer Wiener Industriellenfamilie. Zunächst ohne Sanktus der Eltern startete er früh seine Rennfahrerkarriere, der große Durchbruch gelang ihm bei Ferrari: Am 28. April 1974 gewann er seinen ersten - von insgesamt 25 - Grands Prix. Im Jahr darauf holte er den ersten von drei WM-Titeln.

Vor zwei Jahren ist Niki Lauda nochmals Vater geworden. Seine Zwillinge Max und Mia sind mittlerweile zwei Jahre alt, die zwei älteren Söhne aus seiner früheren Ehe, Mathias und Lukas, über 30.

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