Probleme, Klagen, Rückrufe: Die Systeme für automatisiertes Fahren in Autos der Marke Tesla stehen seit Jahren in der Kritik. Firmen-Boss Elon Musk wiegelt in der Regel ab und spielt die Probleme herunter. Doch nun zeigen interne Daten, die nach außen gedrungen sind, offenbar sehr deutlich die Tragweite der fehlerhaften Software.
Autopilot oder Full Self Driving - Teslas Probleme mit dem automatisierten Fahren scheinen größer zu sein als bislang angenommen. Diesen Schluss legen interne Daten des Autoherstellers nahe, die dem „Handelsblatt“ vorliegen. Die sogenannten „Tesla-Files“ enthalten dem Bericht zufolge mehr als 2400 Beschwerden über Selbstbeschleunigungen von Fahrzeugen sowie mehr als 1500 Beschwerden über Probleme mit der Bremsfunktion. Die Zahl der dokumentierten Crashs liegt bei mehr als 1000.
Eine Tabelle zu Vorfällen mit Fahrassistenzsystemen, bei denen Kunden Sicherheitsbedenken äußerten, umfasst der Wirtschaftszeitung zufolge mehr als 3000 Einträge, die ältesten datieren von 2015, die jüngsten aus dem März 2022. In diesem Zeitraum lieferte Tesla weltweit rund 2,6 Millionen Fahrzeuge mit der Autopilot-Software aus. Die meisten Vorfälle ereigneten sich in den USA, einige aber auch in Europa.
Klagen wegen tödlicher Unfälle
Der sogenannte „Autopilot“ sorgt bei Tesla regelmäßig für Ärger. Wegen tödlicher Unfälle und Kundenbeschwerden ermittelt unter anderem die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA gegen den E-Autobauer. Zudem gibt es immer wieder Gerichtsprozesse von Kunden.
Anders als der Produktname vermuten lässt, handelt es sich bei dem „Autopilot“ nicht um eine autonome Fahrfunktion, sondern um ein vergleichsweise konventionelles Assistenzsystem, das es dem Fahrer unter bestimmten Bedingungen erlaubt, die Hände zwischenzeitlich vom Steuer zu nehmen und dem Auto die Lenk- und Bremsarbeit zu überlassen. Das Auto ist aber nie vollautomatisiert oder gar komplett autonom unterwegs.
Verbraucherschützer kritisieren die irreführende Bezeichnung schon länger, weil sie Fahrer anregt, die Fähigkeiten der Technik zu überschätzen und zu überreizen. Für Tesla selbst ist der „Autopilot“ ein wichtiges Marketinginstrument, das den technologischen Vorsprung der Marke belegen soll.
Auch das Datenleck an sich ist ein Problem
Neben den Datensätzen zur „Autopilot“-Funktion enthalten die dem „Handelsblatt“ zugespielten Papiere unter anderem auch Informationen zu Anschriften und Gehältern von Mitarbeitern und Problemen mit dem von Tesla angekündigten Elektro-Pick-up-Modell Cybertruck. Nebenbei wird damit auch der zu laxe Umgang mit schützenswerten Kundendaten durch das Unternehmen offensichtlich. (SPX)
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