Betreuer von LASK-Boss

„Hätte die Doktorarbeit noch genauer lesen müssen“

Oberösterreich
27.05.2023 06:01

Uni-Professor Friedrich Schneider war Erstgutachter der als mangelhaft befundenen Dissertation von LASK-Präsident Siegmund Gruber, der seinen akademischen Titel verlieren dürfte. Im „Krone“-Gespräch ist der „Doktorvater“ enttäuscht, aber durchaus auch selbstkritisch.

Die Bekanntgabe der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz, dass LASK-Präsident Siegmund Gruber (49) der Doktortitel aberkannt wird, schlug am Donnerstag ziemliche Wellen. Wie berichtet, waren auch von der Universität extern eingeholte Gutachten zu dem Ergebnis gekommen, dass „wesentliche Teile seiner Dissertationsschrift von Plagiaten betroffen“ seien.

Er habe „nach bestem Wissen und Gewissen“ gearbeitet und sei sich „keiner Schuld bewusst“, ließ Gruber verlauten und kündigte eine Beschwerde gegen den Bescheid beim Bundesverwaltungsgericht an.

(Bild: Wassermann Kerstin)
LASK-Präsident Siegmund Gruber wurde von der JKU der Doktortitel aberkannt (Bild: Dostal Harald)
LASK-Präsident Siegmund Gruber wurde von der JKU der Doktortitel aberkannt

Note „Genügend“
Der 49-Jährige Vereinschef hatte die Doktorarbeit gemeinsam mit einem ehemaligen Geschäftspartner (ebenfalls Funktionär im heimischen Fußball) verfasst und im Februar 2005 eingereicht. „Doktorvater“ war der bekannte Ökonom Friedrich Schneider (74), damals noch ordentlicher Professor am Institut für Volkswirtschaftslehre. Er bewertete die von den beiden abgegebene Arbeit nur mit einem „Genügend“. Seinem Ratschlag, sie doch vorher noch zu überarbeiten und zu verbessern, wurde offenbar nicht Folge geleistet.

Titel vor Qualität
„Es gibt immer wieder Studenten, denen der Titel wichtiger ist, als die wissenschaftliche Qualität“, sagt Schneider, der durchschnittlich bis zu zwölf wissenschaftliche Arbeiten pro Jahr betreut hatte. Dass er von beiden Studenten möglicherweise getäuscht worden war, wurmt ihn. „Ich habe meine Tätigkeit immer sehr ernst genommen. Mir sind aber keine Plagiate aufgefallen.“ Er sei damals allerdings auch noch Vizerektor für Außen- und Auslandsbeziehungen der JKU gewesen - eine sehr zeitaufwendige Tätigkeit.

„Vielleicht hätte ich die Arbeit noch viel genauer lesen müssen. Doch auch dem Zweitgutachter ist damals nichts aufgefallen.“ Über die Schwere des von der JKU beanstandeten Plagiats kann er nichts sagen. „Ich kenne den Inhalt der Gutachten nicht - diese sind mir leider nicht zur Einsicht vorgelegt worden.“

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