„Fakes über Russland“
Moskau: Gershkovich soll für sein Medienhaus büßen
Die russische staatliche Nachrichtenagentur „RIA Nowosti“ hat eine Mitteilung eines „Informanten in Moskau “veröffentlicht. Er droht der US-Zeitung „The Wall Street Journal“: Sollte das Blatt weiterhin schlecht über Russland berichten, würde der in russischer Haft sitzende amerikanische Reporter Evan Gershkovich dafür büßen müssen.
„Wenn das Wall Street Journal weiterhin Tätigkeiten ausübt, die nichts mit Journalismus zu tun haben und Falschinformationen über Russland verbreitet, dann bedeutet das, dass die Redaktion das Schicksal von Gershkovich überhaupt nicht interessiert“, heißt es in dem Schreiben.
Informationskrieg
Laut dem Informanten hat die renommierte US-Zeitung in den vergangenen Tagen eine Reihe von Artikeln veröffentlicht, die falsche Behauptungen über Russland verbreitet hätten. Um welche Publikationen es sich handelt, wurde nicht näher erläutert.
Betreffen kann dies jedoch die gesamte Kriegsberichterstattung. Denn in Russland darf der Ukraine-Krieg bekanntlich nicht einmal als solcher bezeichnet werden - abgesehen von den abstrusen Verdrehungen und der Desinformation, mit denen der Kreml täglich um sich schlägt.
Der Korrespondent Evan Gershkovich war Ende März in der Millionenstadt Jekaterinburg im Ural vom russischen Geheimdienst FSB als erster amerikanischer Journalist seit dem Kalten Krieg aufgrund des Vorwurfs der Spionage verhaftet worden. Der 32-Jährige weist die Anschuldigungen von sich.
20 Jahre Haft drohen
Er sitzt bislang in Untersuchungshaft, bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 20 Jahre Gefängnis. Für die ohnehin schwer angeschlagenen Beziehungen zwischen Washington und Moskau bedeutet der Fall reichlich Zündstoff. Russland will jedoch nicht von der Behauptung absehen, dass Gershkovich beim Spionieren für die US-Regierung erwischt worden sei. Man habe ihn auf „frischer Tat ertappt“, erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow dazu. Details wollte er aber nicht nennen.
„Journalismus ist kein Verbrechen. Er muss sofort freigelassen werden“, wetterte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, gegenüber CNN. US-Präsident Joe Biden bezeichnete die Anschuldigungen als illegal. In den USA gilt Gershkovich als „zu unrecht inhaftiert“. Das bedeutet, dass man versuchen wird, ihn durch einen Austausch zurück in die Vereinigten Staaten zu bringen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.