Mit ihrem Film „Anatomy of a Fall“ hat die französische Regisseurin Justine Triet die Goldene Palme der 76. Filmfestspiele von Cannes gewonnen - als erst dritte Frau. Überreicht wurde ihr der Preis bei der Gala am Samstagabend von Jane Fonda. Damit ging die Österreicherin Jessica Hausner mit ihrem Film „Club Zero“ ebenso leer aus wie 19 weitere Wettbewerbsfilme.
„Der Wettbewerb war hart. Ich glaube wirklich, dass es ein sehr, sehr starker Jahrgang war“, sagte der Vorsitzende der Jury und Vorjahresgewinner, der schwedische Regisseur Ruben Östlund, im Anschluss. In „Anatomy of a Fall“ („Anatomie eines Falles“) muss sich eine Autorin - die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller - nach dem Tod ihres Manns vor Gericht verantworten. Sie wird verdächtigt, ihn getötet haben - doch eindeutig ist der Fall nicht und Zeugen gibt es keine. „Es ist der intimste Film, den ich je gemacht habe“, sagte Triet bei der Preisverleihung.
Sie ist erst die dritte Frau, die den Hauptpreis der Filmfestspiele von Cannes gewinnt. US-Schauspielerin Jane Fonda überreichte der Regisseurin die Auszeichnung auf der Bühne. Sie schloss die Gewinnerin innig in die Arme. Fonda vrewies auf die heurige Rekordzahl an Filmemacherinnen im Wettbewerb, zu dem insgesamt 21 Beiträge zugelassen waren: „Zum ersten Mal sind sieben Regisseurinnen im Wettbewerb. Das ist historisch.“
Politische Rede
Die 44-jährige Triet verteidigte in ihrer Rede die Proteste gegen die Pensionsreform in Frankreich. Nachdem sie den Schauspielern und dem restlichen Filmteam gedankt hatte, erwähnte sie die „historischen, extrem mächtigen, einstimmigen Anfechtungen“ der Reform, die „auf schockierende Weise verleugnet und unterdrückt“ würden, und kritisierte „dieses Schema einer herrschenden Macht, die immer unverkrampfter wird“.
Mit dem Großen Preis der Jury, der zweitwichtigsten Auszeichnung des Festivals, wurde in diesem Jahr der britische Regisseur Jonathan Glazer für „The Zone of Interest“ geehrt, ein deutschsprachiges Drama, das in NS-Zeit spielt und auf dem gleichnamigen Roman von Bestsellerautor Martin Amis beruht. Auch hier spielt der deutsche Ausnahmestar Sandra Hüller eine der Hauptrollen. Der Preis für die beste Regie ging an den Franzosen Tran Anh Hung für „La Passion de Dodin Bouffant“ (englischer Titel „The Pot-au-Feu“).
Preis der Jury für Kaurismäki
Den Preis der Jury gewann am Samstagabend der finnische Regisseur Aki Kaurismäki. Sein Film „Fallen Leaves“ erzählt von zwei einsamen Menschen am Rande der Gesellschaft, die auf der Suche nach Liebe sind.
Die türkische Schauspielerin Merve Dizdar nahm den Preis als beste Schauspielerin entgegen. Sie verkörpert in „About Dry Grasses“ von Nuri Bilge Ceylan eine Lehrerin. Als bester Schauspieler wurde der Japaner Koji Yakusho für seine Rolle in „Perfect Days“ von Wim Wenders gewürdigt. Der 67-Jährige spielt in dem Film einen Mann, der in Tokio lebt und Toiletten reinigt.
„Kino von morgen“
Yuji Sakamoto wurde mit dem Preis für das beste Drehbuch für den Film „Monster“ von Hirokazu Koreeda geehrt. „Es ist die letzte Nacht, aber überall auf der Welt machen Filmemacher das Kino von morgen“, sagte die Moderatorin Chiara Mastroianni bei der Preisverleihung.
Die Goldene Kamera für den besten Debütfilm ging an Thien An Pham für „Inside The Yellow Cocoon Shell“. Die Goldene Palme für den besten Kurzfilm erhielt Flóra Anna Buda für „27“.
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