Anrainer verärgert

Erdogan-Fans sorgten für Chaos auf Wiens Straßen

Wien
29.05.2023 10:45

Sonntagabend war klar: Erdogan gewinnt die Präsidentenwahl in der Türkei mit 56 Prozent der Wählerstimmen und wurde somit zum 13. Präsidenten der Türkei gewählt. Auch bei uns lebende Türken konnten ihre Stimme abgeben und so haben insgesamt 74 Prozent in Österreich für Erdogan gestimmt. Kurz nach dem Ergebnis gingen tausende Fans in Wien-Favoriten auf die Straßen und feierten lautstark den Wahlsieg.

Sehr zum Ärger vieler Anrainer, die sich in der Nacht durch den enormen Lärm gestört fühlten. Sogar die Polizei musste gegen 20.30 Uhr zum Reumannplatz anrücken, um den lauten Krawall in Schach zu halten. Die Beamten sprechen von mehreren 100 Teilnehmern. Es folgten mehrere Anzeigen. Gegen 23.30 Uhr beruhigte sich die Lage laut Polizei allmählich.

(Bild: APA/SAMUEL WINTER)
(Bild: APA/SAMUEL WINTER)

Verkehrschaos in Wien
Twitteruser schreiben von einem Verkehrschaos durch die feiernden Fans in Wien. Mit türkischen Fahnen liefen Feierwütige über die Straßen und blockierten den gesamten Verkehr. Auch für die öffentlichen Verkehrsmittel und Taxis war es in der Nacht teilweise unmöglich durch den Bezirk zu fahren.

Viele User veröffentlichten auch Videos von der letzten Nacht in Wien. Eine Mischung aus lautem Geschrei, Blaulicht und Autos, die nicht weiterfahren können. Außerdem sollen einige Feiernde den verbotenen „Wolfsgruß“ gezeigt haben. Die Polizei ermittelt derzeit nach dem Symbolgesetz. „Videos werden auch im Nachgang gesichert und Personen, die ausgeforscht werden können, zur Anzeige gebracht“, erklärte die Polizei am Montag.

„Widerspricht klar unseren Gesetzen“
Auch der Innenminister äußerte sich zu den Ausschreitungen am Sonntagabend: „Der demokratische Rechtsstaat und seine Gesetze sind von allen Menschen, die in unserem Land leben, zu respektieren. Das ist die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben. Die Verherrlichung einer extremistischen Ideologie durch das Zeigen des Wolfsgrußes widerspricht aber klar unseren Gesetzen und wird konsequent verfolgt. Deswegen hat der Verfassungsschutz Ermittlungen aufgenommen.“

„Importierter politischer Aktivismus und Gewalt sind auf das Schärfste zu verurteilen und mit der vollen Härte des Gesetzes zu bestrafen. Vom Ausland importierter Nationalismus ist das Gegenteil von Integration und hat bei uns keinen Platz“, erklärte Integrationsministerin Susanne Raab zu der Nacht am Sonntag.

Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP)

Nach der Auszählung fast aller Stimmen lag Erdogan mit 52,1 Prozent deutlich vor Kemal Kilicdaroglu, der 47,9 Prozent erreichte. Erdogan sehe das Ergebnis als Auftrag für eine Fortsetzung seiner Präsidentschaft. Sein Herausforderer, der 74 Jahre alte Kilicdaroglu, meinte, die Wahl sei die unfairste seit Jahren gewesen.

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