Schauspiel-Gigant Peter Simonischek ist tot. Wie seine Stammbühne, das Burgtheater bestätigte, starb er in der Nacht auf Dienstag mit 76 Jahren im Kreise seiner Familie in seinem Wiener Zuhause.
Der Schauspieler bleibt vielen als Herr des Salzburger Domplatzes in Erinnerung, wo er von 2002 bis 2009 eine Rekordzahl prägnanter Auftritte als Jedermann absolvierte. Auch seine Dramödie „Toni Erdmann“ wird nicht vergessen werden.
Simonischek wurde am 6. August 1946 in Graz geboren und wuchs in Markt Hartmannsdorf auf. In die Schule ging er im Konvikt St. Paul im Lavanttal.
Von Graz nach Berlin
Nach einigen Diskussionen über die Berufswahl mit dem Vater besuchte Simonischek die Akademie für Musik und darstellende Künste in Graz.
Nach Auftritten am dortigen Schauspielhaus ging es über St. Gallen, Bern, Darmstadt und Düsseldorf nach Berlin, wo er ab 1979 20 Jahre lang dem Ensemble der Schaubühne angehörte.
Dort wurde er zum Star und arbeitete mit Peter Stein, Luc Bondy oder Andrea Breth. Dennoch riss auch in dieser Zeit die Verbindung zu Österreich nicht ab, war Simonischek doch etwa wiederholt auch bei den Salzburger Festspielen zu erleben, so etwa in Handkes „Prometheus, gefesselt“ und in Tschechows „Kirschgarten“.
Auf legendärer Bühne
Seine Antrittsrolle am Burgtheater, der John Gabriel Borkman, war nicht nur ein Neuanfang am neuen Haus mit Beginn der Direktion Klaus Bachler 1999. Es war gleichzeitig auch die Rückkehr in die Heimat. Seither war Simonischek nicht nur Ensemblemitglied des Hauses am Ring, sondern seit 2019 auch hochoffiziell dessen Ehrenmitglied.
Er hat auf der legendären Bühne seither viel gespielt, von Nestroy und Tschechow über Thomas Bernhard und Edward Albee bis hin zum selbstverliebten Frauenhelden Gustav Heink in Hermann Bahrs „Das Konzert“ oder dem todkranken Professor in der Adaption von Sally Potters „The Party“. Nicht unpassend erscheint da der Titel seiner 2007 erschienenen und erstaunlich freimütigen Erinnerungen gewählt: „Ich stehe zur Verfügung“.
Charakteristisches Lächeln
Simonischek, der seit 1989 mit seiner Kollegin Brigitte Karner verheiratet war und mit Max Simonischek einen ebenfalls erfolgreich schauspielernden Sohn in der Beziehung mit Charlotte Schwab zeugte, hatte das gestandene Mannsbild ebenso im Repertoire wie den großgewordenen Buben, dem noch immer der Schalk im Nacken sitzt, verkörpert durch sein charakteristisches Lächeln.
Für die TV-Verfilmungen der Daniel-Käfer-Romane Alfred Komareks bediente er sich bei dieser sympathischen Bubenhaftigkeit, in der Verfilmung des Robert-Schindel-Romans „Gebürtig“ machte er aus dem nach New York ausgewanderten KZ-Häftling Hermann Gebirtig eine eindrucksvolle Zentralfigur.
Eine große Altersrolle als Dirigent vor dem Ruhestand neben Senta Berger brachte ihm „An seiner Seite“ von Felix Karolus oder im Kino auch Götz Spielmanns „Oktober November“ 2013. Den Höhepunkt von Simonischeks Kinokarriere bedeutete jedoch Maren Ades gefeierte Dramödie „Toni Erdmann“, in der er mit falschen Zähnen und Perücke verzweifelt um die Liebe seiner von Sandra Hüller gespielten Tochter kämpft.
Dieser Part brachte ihm unter anderem die Hauptdarstellertrophäe beim Europäischen Filmpreis ein.
Noch im Februar 2023 stellte er bei der Berlinale seinen Film „Der vermessene Mensch“ vor. Dass es sein letzter würde, ahnte niemand. Und ist nun umso trauriger. In einem Interview sagte er: „Ich würde so wahnsinnig gerne noch einmal einen richtig schönen alten Mann spielen. Es gibt so tolle Rollen.“
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