Zwar liegt die Lebenserwartung der Vorarlberger im Bundesländervergleich am höchsten, sehr gesund lebt man im Ländle aber nicht. Chronische Erkrankungen nehmen zu. Auch mit der Vorsorge nehmen es viele nicht sehr genau.
Nach der Präsentation des Gesundheitsberichtes 2022 sehen Landeshauptmann Markus Wallner und die zuständige Landesrätin Martina Rüscher größeren Handlungsbedarf. Sorgen bereitet nämlich nicht nur die Zunahme bei chronischen Krankheiten, die seit 2014 um rund 14 Prozent angestiegen sind. 23 Prozent der Vorarlberger und 20 Prozent der Vorarlbergerinnen leiden zudem an Rückenschmerzen, knapp dahinter liegen Beschwerden, die auf Bluthochdruck zurückzuführen sind. Erhöhtes Cholesterin, Nackenschmerzen, Allergien, Arthrose, Kopfschmerzen, Depressionen, Diabetes, chronische Bronchitis und Asthma plagen ebenfalls einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung.
Immer mehr Vorsorgemuffel
Besonders früh erkannt werden diese Krankheiten offenbar nicht, denn die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen ist deutlich zurückgegangen. Während sich Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher noch auf Ursachenforschung begeben will, vermutet Landeshauptmann Wallner, dass dies auf das suboptimale Einladesystem zurückzuführen sein könnte: „Vor Jahren wurde das an die Sozialversicherung übergeben, seitdem sind die Zahlen rückläufig.“
Bei den Kindern und Jugendlichen besteht dringender Handlungsbedarf - die Buben und Mädchen ernähren sich schlecht und bewegen sich zu wenig.
Markus Wallner
Bild: mathis.studio
Weitere Sorgen bereiten die Zunahme an Übergewicht und Adipositas. Sage und schreibe 47 Prozent der Vorarlberger ab 15 Jahren bringen zu viele Kilos auf die Waage. Mit entsprechenden Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem oder auch auf die Gelenke ist folglich zu rechnen. „Übergewicht scheint eine Volksseuche zu sein, gesunde Ernährung für viele ein Fremdwort“, klagt Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher.
Die ungesunde Lebensweise ist bereits bei den Jüngsten virulent - Fast Food ist nach wie vor sehr beliebt und wird offenbar bevorzugt auf dem Sofa oder im Gamingsessel verspeist. Gemäß der Studie bewegen sich nur elf Prozent der Schülerinnen und Schüler zumindest eine Stunde am Tag. Eine Tatsache, die Landeshauptmann Markus Wallner unbedingt ändern will - und zwar durch tägliche Bewegungseinheiten an den Schulen.
In zwei Testregionen (Bregenzerwald und Walgau) stehen diese bereits auf dem Stundenplan. „Das Pilotprojekt gilt es auszubauen und im nächsten Jahr vielleicht sogar landesweit auszurollen“, erklärt Martina Rüscher. Was das gesunde Essen angeht, soll ab Herbst an allen Bildungseinrichtungen ein gesundes und zugleich leistbares Mittagessen angeboten werden.
Übergewicht scheint eine Volksseuche zu sein, gesunde Ernährung für viele ein Fremdwort. Exakt 47 Prozent der Vorarlberger über 15 Jahren sind übergewichtig.
Wolfgang Grabher, Landessanitätsdirektor
Bild: Mathis Fotografie
Sorgenkinder im Gesundheitsbereich bleiben nach wie vor die Raucher. Rund ein Viertel der Vorarlberger wollen nicht auf den Glimmstängel verzichten. Damit liegt das Ländle österreichweit leider im Spitzenfeld.
Die gute Nachricht zum Schluss: Wer im Ländle lebt, lebt am längsten. Gemäß Statistik werden die Vorarlbergerinnen im Durchschnitt 85 Jahre alt. Bei den Vorarlbergern hingegen beträgt die Lebenserwartung nur 80,1 Jahre. In den letzten 15 Lebensjahren müssen allerdings beide Geschlechter mit gesundheitlichen Einschränkungen rechnen.
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