Ganz Tirol diskutiert über Strom- sowie Gaspreise und warum es nicht gelingt, trotz eigener Kraftwerke die Kosten einzufangen. Der Druck auf die Tiwag steigt, sie hat die für 1. Juni geplante Preisanpassung auf 23. Juli verschoben. Der Druck von allen Seiten ist groß, die Chefs von Tiwag und Tigas müssen am Mittwoch zum Rapport.
Exakt vor einem Jahr erhöhte die Tiwag die Strompreise um 14 Prozent. Jetzt, ein Jahr später, soll es noch einmal um 20 Prozent nach oben gehen. Und das in einem Marktumfeld fallender Energiepreise sowohl beim Strom als auch beim Gas.
LH Anton Mattle äußerte nun Unzufriedenheit über den Kurs des Landesenergieversorgers Tiwag und forderte eine Reduktion der Strompreise um 15 Prozent bis pünktlich vor Beginn der Heizsaison.
Wir haben nicht nur Laufkraftwerke, sondern gottlob auch Speicherkraftwerke, die man aber für die Kundenversorgung der Haushalte gar nicht einsetzen kann.
Erich Entstrasser
Bild: Birbaumer Christof
Modellrechnungen: 9 Euro mehr pro kleinem Haushalt
In Modellrechnungen versuchte der Energieversorger nachzuweisen, dass der nunmehr auf 23. Juli verschobene Preissprung von 10 auf 25 Cent brutto pro Kilowattstunde (kWh) nicht so schlimm sei: In einem durchschnittlichen Haushalt, der 2900 kWh Strom im Jahr verbraucht, fallen 9 Euro pro Monat Mehrkosten an (108 Euro im Jahr). Am anderen Ende der Skala das Haus mit Wärmepumpe: Bei einem Jahresverbrauch von Strom von 8500 kWh betragen die jährlichen Mehrkosten 845 Euro im Jahr, hat die Arbeiterkammer Tirol errechnet.
Auch der zweite Landesenergieversorger, die Tigas, dreht an der Preisschraube – und zwar schon ab 1. Juli: Hier soll der Preis pro kWh Erdgas verdoppelt werden – von 5,8 auf 11,92 Cent brutto pro Kilowattstunde. Zwei Unterstützungsfonds für Härtefälle wurden ins Leben gerufen: einer von der AK Tirol, einer von Tiwag, IKB und Energie West.
Wenn Preise sinken, will Tiwag nachziehen
LH Mattle kündigte außerdem Zuschüsse für Wärmepumpenbesitzer und „Stromheizer“ an. AAB-Chef und Klubobmann Jakob Wolf begrüßte gestern „diese klaren Vorgaben“: „Die Tirolerinnen und Tiroler müssen spüren, dass im eigenen Land Strom produziert wird und wir Kraftwerke haben.“ Deshalb und weil auch europaweit die Strompreise weiter sinken, sei die Forderung von LH Mattle mehr als berechtigt.
Am Mittwoch muss die Führungsetage von Tiwag und Tigas zum Rapport beim Finanzkontroll- und Beteiligungs-Unterausschuss. Für dessen Obmann FP-Chef Markus Abwerzger ist die kolportierte Strompreissenkung „kein Verdienst von Mattle“: Die eventuelle Senkung sei ihm von der Tiwag-Führung im Gespräch bereits angekündigt worden.
Warum Tiwag-Kraftwerke nur bedingt preisdämpfend wirken
Tiwag-Vorstandschef Erich Entstrasser erläuterte in einem Hintergrund-Gespräch, wie Tirols Energiewirtschaft funktioniert. Jahresdurchgängig könne Tirol mit seinen Wasserkraftwerken nur die Hälfte des im Land benötigten Stroms herstellen. „Wir haben nicht nur Laufkraftwerke, sondern gottlob auch Speicherkraftwerke, die man aber für die Kundenversorgung der Haushalte gar nicht einsetzen kann. Wir verkaufen den erzeugten Strom bestmöglich am Markt und kaufen die Energie für den Kundenbedarf zurück - im Winter viel mehr als im Sommer. Deswegen ist der unmittelbare Konnex zwischen den Kraftwerken und den Kunden nicht gegeben.“
Das Thema ist, wie sich die Strompreise in der Zukunft entwickeln. Bleiben sie hoch, werden die Ergebnisse der Tiwag besser. Dann ist die Frage: Geht das Geld dann zum Eigentümer über die Dividende? Geht’s in die Investitionen in Kraftwerke? Oder geht’s zum Kunden?
Erich Entstrasser
Bild: Birbaumer Christof
Bei hohen Preisen verdient Tiwag gut
Die politische Vereinfachung sei „logisch“ und „verständlich“ für die allgemeine Diskussion, „aber energiewirtschaftlich entscheidend ist, dass die Energie da ist, wenn der Kunde sie braucht, und nicht, wenn die Sonne scheint, der Wind weht und das Wasser rinnt.“ Wenn die Preise hoch seien, sei auch der Wert der Erzeugung hoch und dann könne man die Energie auch zu guten Preisen verkaufen. „Das spiegelt sich dann im Ergebnis der Tiwag wider. Und wenn das Ergebnis gut ist, dann werden wir auch entsprechende Dividenden zahlen.“
Drei Möglichkeiten, wohin das Geld geht
Zum „Krone“-Einwand, die Tiwag sei stark genug aufgestellt, um den Strompreis mehr subventionieren zu können, sagte Entstrasser: „Das haben wir jetzt auch getan, indem wir die Preise niedrig gehalten haben. Das Thema ist, wie sich die Strompreise in der Zukunft entwickeln. Bleiben sie hoch, werden die Ergebnisse der Tiwag besser. Dann ist die Frage: Geht das Geld dann zum Eigentümer über die Dividende? Geht’s in die Investitionen in Kraftwerke? Oder geht’s zum Kunden? Dieses Austarieren wird man dann machen, wenn man sieht, wie sich die Preise weiter entwickeln.“
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