Kritiker sind sich einig: Mit Windows Phone 7 hat Microsoft ein respektables Betriebssystem abgeliefert - benutzerfreundlich, aber dennoch weit davon entfernt, bieder zu wirken, hochgradig sozial vernetzt mit Facebook und Co. und dank Kompatibilität zur hauseigenen Office-Palette (Word, Excel, Powerpoint) zudem auch für Business-Nutzer äußerst interessant. Nur so ganz scheinen sich diese Vorzüge noch nicht herumgesprochen zu haben: Ziemlich genau ein Jahr nach dem Start dümpelt die Microsoft-Plattform im Smartphone-Segment noch immer bei einem Marktanteil von rund zwei Prozent vor sich hin.
"Wir sind bereit zum Angriff"
Doch der Softwarekonzern gibt sich zuverlässig: "Wir sind bereit zum Angriff", sagte Ralph Haupter, Chef von Microsoft Deutschland, anlässlich des bevorstehenden Verkaufsstarts der ersten Windows-Phones von Nokia in Deutschland der dpa am Donnerstag in Berlin. Es sei nicht in Stein gemeißelt, dass jemand ein iPhone oder ein Android-Gerät nutze. Genau hier soll der neue Bündnispartner Nokia ins Spiel kommen und mit seinen Kapazitäten für ausreichend Hardware-Nachschub sorgen – neben fehlendem Marketing nämlich bislang das zweite große Problem von Microsoft.
Bei den Finnen geht man davon aus, dass die Lage auf dem Smartphone-Markt in spätestens 18 Monaten anders aussehen wird. "Wir wissen, dass sich der Markt sehr schnell verändern kann", betonte die für Nordeuropa zuständige Nokia-Managerin Hanna Sievinen. Sie habe eine klare Vorstellung davon, wo der Marktanteil in einem Jahr liegen soll - und diese sei "durchaus ambitioniert". Konkretere Prognosen wollte sie allerdings nicht machen.
"Attraktives Angebot" zum Start
"Es ist absolut klar, dass wir mit dem Nokia Lumia 800 auch heutige Nutzer von Android und auch iPhone im Visier haben. Daran gibt es keinen Zweifel", ergänzte die Nokia-Managerin. Das kommenden Dienstag auf den deutschen Markt erscheinende Windows-Phone-Flaggschiff des Herstellers soll neben dem Design und der technischen Ausstattung vor allem mit seiner kostenlosen Navigations-Software beim Kunden punkten. Sowohl Microsoft als auch Nokia sei bewusst gewesen, "dass wir dem Verbraucher etwas sehr Attraktives bieten müssen, um Erfolg zu haben". Es sei klar gewesen: In das Telefon kommt das bessere Angebot für die Kunden, so Sievinen.
"Zeitfenster nicht für immer offen"
Anfang kommenden Jahres folgt dann das zweite, etwas einfachere Modell Lumia 710 (siehe Infobox). In der ersten Phase konzentriere sich Nokia mit den beiden ersten Telefonen vor allem auf private Nutzer und nicht auf das Geschäft mit Unternehmen, sagte die Nordeuropa-Chefin. "Aber es werden mehr Angebote kommen." Die Zeit drängt allerdings, weiß man auch bei Nokia. Jetzt gebe es noch ein Zeitfenster, in dem vieles möglich sei. Dem finnischen Handyhersteller sei laut Sievinen jedoch bewusst, "dass dieses Fenster nicht für immer offen bleiben wird und wir diese Chance weise nutzen müssen. Wir setzen jetzt alles daran, einen erfolgreichen Produktstart zu haben".
Nokia ohne Plan B
Völlig offen ist, was aus Nokia werden sollte, wenn das gemeinsame Vorhaben misslingt. Von Journalisten vor Kurzem anlässlich der Produktvorstellung der ersten Windows-Phones in Wien nach einem Plan B gefragt, antwortete das Unternehmen: "Der Plan B ist der Plan A."
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