Fünf Jahre nachdem die Signa-Gruppe von Immobilien-Jongleur René Benko den einst von der Insolvenz bedrohten Möbelhändler Kika/Leiner de facto gerettet hat, stößt sie ihn nun wieder ab. Und zwar komplett: Signa verkauft neben den Immobilien auch das operative Geschäft.
Der Totalverkauf schlüsselt sich wie folgt auf: Die verbliebenen Immobilien werden an das österreichische Immobilienunternehmen Supernova Invest verkauft. Das operative Geschäft wird von einer Gesellschaft rund um den Möbelhandelsexperten Hermann Wieser übernommen, bestätigte Signa in einer kurzen Pressemitteilung.
„Die Trennung von Kika/Leiner war keine leichte Entscheidung“, wird der Signa-Holding-Chef Christoph Stadlhuber zitiert. Das Management-Team um CEO Reinhold Gütebier habe sich mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern „unter schwierigsten Markt- und Krisenbedingungen für das Unternehmen eingesetzt und gegen die Verwerfungen des Möbelmarktes gekämpft“. Die Übernahme von Kika/Leiner sei trotz schwierigen Marktumfeldes „ein sehr gutes Investment“ gewesen.
„Tiefgreifende Restrukturierung“ für Kika/Leiner angekündigt
Das neue Managementteam rund um Hermann Wieser war unter anderem bereits in der Geschäftsführung von Kika/Leiner tätig. Die Fortführung von Kika/Leiner soll mit einer „tiefgreifende Restrukturierung“ starten. „Die notwendigen Maßnahmen werden bis Ende Juni 2023 festgelegt“, hieß es in der Aussendung.
Um eine Insolvenz von Kika/Leiner zu vermeiden, verkaufte der südafrikanische Steinhoff-Konzern die österreichische Möbelkette im Juni 2018 um 430 Millionen Euro an Benkos Signa Gruppe. Im Rahmen des damaligen Sanierungskurses von Kika/Leiner wurde die Filialzahl in Österreich reduziert und das Osteuropageschäft sowie einige nicht strategische Immobilien in Österreich verkauft. Alleine dadurch wurde der damalige Kaufpreis quasi neutralisiert.
Verkaufspreis nicht bekannt
Die Verhandlungen rund um den jetzigen Verkauf der Grundstücke sollen Monate gedauert haben, wie krone.at berichtete. Über die Höhe des Übernahmepreises wurden keine Angaben gemacht. Medienberichten zufolge soll sich die Zahl um die 400 Millionen Euro bewegen.
Das Immobilien-„Filetstück“ von Kika/Leiner in der Wiener Mariahilfer Straße bleibt in Benkos Besitz. Signa kaufte die Prunkimmobilie bereits Ende 2017 um 60 Millionen Euro. Dort entsteht derzeit das Luxus-Kaufhaus „Lamarr“. Unter dem Strich dürfte der Tiroler Investor mit dem schrittweisen Verkauf der Kika/Leiner-Immobilien einen satten Gewinn gemacht haben.
Benkos großer Ausverkauf
Heuer hat Benko bereits knapp die Hälfte aller Filialen der deutschen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof verkauft, die im Oktober 2022 trotz hoher deutscher Staatshilfen insolvent geworden war. Auch die Hälfte des Berliner Luxuseinkaufszentrums KaDeWe hat Signa an einen thailändischen Handelskonzern verkauft - die Kartellbehörde muss dem Deal noch zustimmen.
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