Liste Fritz und Grüne sind sich nach der Sitzung mit den Chefs von Tiwag und Tigas einig: LH Mattle könnte leicht für Entlastung sorgen, indem die Verbund-Dividende zur Strompreissenkung herangezogen wird. Die Debatte überschattet eine Preisexplosion an anderer Front.
Die Strompreise des Landesenergieversorgers Tiwag ziehen mit 23. Juli teils kräftig an (siehe Grafik unten), ob sie im Herbst - wie von LH Anton Mattle gefordert - wieder sinken, ist keineswegs sicher. Grund ist der internationale Strommarkt: „Im Vorjahr verzeichneten wir im August ein Allzeithoch bei den Preisen“, ruft Tiwag-Vorstand Erich Entstrasser in Erinnerung. Mitverantwortlich dafür war ein niederschlagarmes Jahr. „In Tirol waren wir mit der Erzeugung 11 Prozent unter Plan, es haben 400 Gigawattstunden gefehlt, die wir um knapp 80 Mio. Euro nachkaufen mussten.“
„Investitionspläne nicht in Stein gemeißelt“
Eineinhalb Stunden dauerte am Donnerstag die Unterredung im Landhaus. Nach Vorlage der Tiwag-Zahlen sieht sich LA Markus Sint (Liste Fritz) bestätigt: Die Tiwag wolle die Strompreise erhöhen, um die weitere Investitionsstrategie zu finanzieren: „Doch solche Pläne sind niemals in Stein gemeißelt, sondern können verschoben oder in die Länge gezogen werden. Es ist nun Aufgabe von LH Anton Mattle, die sinnlose Preiserhöhung für drei Monate sofort abzusagen.“
Dass es nicht der TIWAG-Vorstandsvorsitzende ist, der die Strompreiserhöhung absagt, ist verständlich. Es ist auch nicht seine Aufgabe, sondern die Aufgabe von Landeshauptmann und Eigentümervertreter Anton Mattle.
LA Markus Sint, Klubobmann Liste Fritz
Anspruch auf gesamte Verbund-Dividende erheben
Ähnlich Grünen-Chef Gebi Mair: „Der Strompreis könnte sofort um 20 Prozent sinken, wenn LH Mattle nicht blockieren würde!“ Mair erläutert: „Vom Verbund erhält die Tiwag heuer 78 Mio. Euro Dividende. Davon hat LH Mattle aber nur auf 30 Mio. Euro Anspruch angemeldet, der Rest solle in der Tiwag verbleiben.“ Mit 48 Mio. könnte der Strompreis subventioniert werden.
Mit 48 Millionen Euro „erhöhter Dividende“ aus dem Verbund könnte man die Strompreise der TIWAG für die Endkundinnen und -kunden sofort um 4,5 Cent je Kilowattstunde oder 20% absenken. Statt einer sofortigen Entlastung kommt es heute zu einer Verteuerung, mit einem Versprechen auf eine mögliche Neukalkulation irgendwann im Herbst.
Grünen-Chef Gebi Mair
Bei Tigas explodieren die Preise
Bis jetzt sieht es also so aus, dass die Tiwag die Preise kräftig anhebt, um sie dann eventuell wieder (geringfügig) senken zu können. Davon kann bei der zweiten Landestochter Tigas keine Rede sein. Hier steigt der Preis nicht nur, er verdoppelt sich mit 1. Juli und zwar von 5,8 Cent brutto pro Kilowattstunde auf 11,92 Cent. Tigas-Chef Georg Tollinger stellt den 120.000 Tiroler Kunden immerhin einen Bonus wie im Vorjahr in Aussicht, als übrig gebliebenes Gas am Markt verkauft und der Erlös „1:1 an die Kunden weitergereicht“ worden sei. Im Vorjahr seien bedingt durch den milden Winter und durch gedrosselte Heizungen 10 Prozent der Gasmenge eingespart worden. Weitere 10 Prozent Ersparnis habe man bei den Netzentgelten erzielt und ebenfalls weitergegeben.
Tigas-Bilanz mit 5 Mio. Euro im Minus
„Unter dem Strich waren wir dadurch günstigster Gasanbieter Österreichs. Nach der Erhöhung sind wir wieder bei den günstigsten dabei“, betont der Tigas-Chef. Während die Tiwag im Vorjahr 130 Mio. Euro Konzerngewinn erwirtschaftete, weist der Jahresabschluss der Tigas ein Minus von 5 Mio. Euro aus. Wenigstens gibt der Füllstand des Tigas-eigenen Speichers (500 GWh) keinen Grund zur Sorge: Dieser ist laut Tollinger zu 98 Prozent voll. Die österreichischen Speicher seien nur zu 72 Prozent gefüllt.
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