Wirtschaftlicher Druck

Immer mehr Bauern sind überlastet

Vorarlberg
01.06.2023 16:25

Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger befürchtet ein Landwirte-Sterben, sollten sich die wirtschaftlichen Bedingungen nicht ändern. Der finanzielle Druck setze immer mehr Bauern zu und führe zu Überlastung.

Schweine, die in Kot und Urin waten. Ferkel in völliger Dunkelheit, ohne eine trockene Liegefläche: Die Bilder von einem Bauernhof aus Bildstein schockierten. Selbst der Landwirt zeigte sich reumütig und sah ein, dass es so nicht weitergehen kann. Die miserablen Zustände führt er - wie so viele Bauern mit ähnlichen Vorfällen - auf Überlastung zurück. Der erst 27-jährige Bildsteiner baut derzeit einen neuen Stall und kommt deshalb auf dem Hof nicht mehr nach.

Ein Problem, das für den Vorarlberger Landwirtschaftskammer (LK)-Präsidenten, Josef Moosbrugger, nicht neu ist. „Der wirtschaftliche Druck steigt massiv. Die Betriebe müssen ständig mehr produzieren, um ihr Einkommen überhaupt halten zu können.“ Viele müssten zusätzlich diversifizieren oder einer Nebenbeschäftigung nachgehen, um über die Runden zu kommen.

Ohne Familie kaum machbar
„70 Stunden pro Woche reichen da schnell nicht mehr aus. Wenn man dann keine Familie hat, die mithilft, ist das Ganze schnell nicht mehr bewältigbar“, berichtet der oberste Interessenvertreter gegenüber der „Krone“ von einer zunehmenden Zahl an Landwirten, die sich an dieser Grenze bewegt.

Für ihn gibt es nur eine Lösung aus der Belastungsspirale: „Wir brauchen einen höheren Wertschöpfungsanteil und bessere Erzeugerpreise für die Bauern.“ Ersterer liege derzeit bei „nur mehr“ 17 Prozent - Tendenz fallend. Für Moosbrugger ist das nicht verständlich, zumal die Verbraucherpreise längst wieder gesunken seien. „Der Rückschluss kann nur sein: Da verdient jemand deutlich mehr und das sind nicht die Bauern.“

Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger fordert gleiche Spielregeln, für alle landwirtschaftlichen Produkte, „die bei uns im Regal liegen“. (Bild: Tomschi Peter)
Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger fordert gleiche Spielregeln, für alle landwirtschaftlichen Produkte, „die bei uns im Regal liegen“.

Klare Spielregeln gefordert
Seine Forderungen sind einleuchtend, wenn auch nicht einfach umsetzbar: Eine klare Herkunftskennzeichnung für alle landwirtschaftlichen Produkte - auch verarbeitete - und die Gültigkeit der höheren österreichischen Standards in der Landwirtschaft „für alles, was bei uns im Regal liegt“. Sollte sich nichts tun, rechnet der LK-Präsident mit zahlreichen Betriebsschließungen und einer noch höheren Abhängigkeit vom Ausland. „Damit würden wir in die gleiche Sackgasse fahren wie bei der Energie.“

Nach der Anzeige des VGT (Verein gegen Tierfabriken) hat noch am Mittwoch die Amtstierärztin den Bildsteiner Schweinehof inspiziert und erste Verbesserungsaufträge erteilt. Den jungen Bauern erwartet nun aber noch ein Verwaltungsstrafverfahren.

Porträt von Vorarlberg-Krone
Vorarlberg-Krone
Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Vorarlberg Wetter
-5° / 0°
Symbol stark bewölkt
-6° / 1°
Symbol leichter Schneefall
-4° / 2°
Symbol stark bewölkt
-7° / 2°
Symbol stark bewölkt



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt