Schweres Bootsunglück:
Ist Frontex mitschuldig an Dutzenden Toten?
Am Donnerstag haben Carabinieri die Büros der EU-Grenzschutzagentur Frontex und der italienischen Küstenwache in Rom durchsucht. Der Hintergrund war das Schiffsunglück in Cutro vor der Küste der süditalienischen Region Kalabrien am 26. Februar, bei dem 94 Migranten zu Tode kamen. Nun stehen mutmaßliche Verzögerungen im Raum, die den Menschen das Leben gekostet haben könnten.
Frontex erklärte, es habe keine unmittelbare Gefahr bestanden, die sich am Tag des Schiffbruchs aus dem Radarsystem ergeben hätte. Die Küstenwache erklärte, sie hätte bei dem schweren Seegang selbstverständlich eine Rettungsaktion durchgeführt, wenn sie alarmiert worden wäre.
Sowohl Frontex als auch die italienische Küstenwache waren beschuldigt worden, sich zu spät in die Rettung der Migranten eingeschaltet zu haben, was von der Regierung um Premierministerin Giorgia Meloni jedoch entschieden bestritten wurde.
Suche nach Leichen eingestellt
Nach dem tödlichen Schiffsunglück am 26. Februar vor Cutro haben die italienischen Behörden diese Woche die Suche nach Leichen eingestellt. Das Holzboot war mit rund 180 Menschen an Bord von der Westtürkei aus aufgebrochen, zerschellte aber bei stürmischem Wetter vor der Küste Kalabriens in Süditalien.
80 Menschen überlebten das Unglück. Sechs Personen werden noch vermisst. Das staatliche Provinzbüro in der nahe gelegenen Stadt Crotone teilte mit, dass es ein Koordinationszentrum für die Suche geschlossen habe, die Einheit aber wieder aktivieren werde, falls weitere Leichen gesichtet würden.
48 der geborgenen Leichen wurden zur Beerdigung nach Afghanistan geflogen. Andere Leichen wurden nach Tunesien, Iran, Palästina und Pakistan überführt, während einige in Finnland, Deutschland und Italien beigesetzt wurden.
Vier Schlepper sollen für Katastrophe verantwortlich sein
Für die Katastrophe werden vier Schlepper verantwortlich gemacht, darunter ein 28-jähriger Türke, der Anfang März aufgrund eines europäischen Haftbefehls in Graz festgenommen worden war. Er wurde inzwischen an die italienische Polizei übergeben und ist in einem Gefängnis in Crotone inhaftiert. Gegen ihn und weitere drei mutmaßliche Schlepper ermittelt die Staatsanwaltschaft Crotone wegen Totschlags, fahrlässiger Körperverletzung und Beihilfe zur illegalen Einwanderung.
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