Generalmobilmachung
Wagner-Chef: „Russland muss Kriegsmonster werden!“
Der Chef der als besonders grausam geltenden Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, macht aktuell eine Russland-Tournee. Ihr Ziel dürfte unter anderem sein, der russischen Bevölkerung ehrlich von der Situation an der Front zu berichten. Dabei setzt sich „Putins Koch“ vehement für eine Generalmobilmachung sowie die Todesstrafe ein.
Nach dem Rückzug seiner Söldner aus der ukrainischen Stadt Bachmut präsentiert Prigoschin nun in verschiedenen russischen Städten das Projekt „Wagner. Zweite Front“. Was genau darunter zu verstehen ist, weiß bislang niemand. Darüber berichtet das unabhängige russische Nachrichtenportal „Medusa“.
Das Portal nimmt an, dass die „Arbeitsreise“ entweder auf die „militärisch-patriotische Erziehung der Jugend“ abzielt, oder darauf, die russische Bevölkerung über die Probleme der russischen Soldaten in der Ukraine zu informieren. Schon länger ist dem Milliardär ein Dorn im Auge, dass das Verteidigungsministerium nur geschönte Informationen teilt. Daraus macht er keinen Hehl und bedient sich in diesem Zusammenhang auch gerne am Repertoire des sogenannten russischen Mat - einer Fluchsprache, die in der Form nur das Russische kennt (wir berichteten).
Will nicht Präsident werden
Mittlerweile hat er bereits die Städte Jekaterinburg, Wladiwostok, Nowosibirsk und Nischni Nowgorod abgeklappert und dort Pressekonferenzen abgehalten. Der Inhalt ist stets derselbe. In Jeans und Steppjacke erklärt er lässig vor Journalisten, dass der Krieg noch lange dauern werde und man in Russland umgehend die Generalmobilmachung ausrufen müsse. Auch müsse man die Todesstrafe wieder einführen und das Land auf Planwirtschaft umstellen. Dabei betont er jedes Mal, dass sein Einsatz nicht als politische Aktivität zu werten sei. Er habe nicht vor, eine Partei zu gründen oder Präsident von Russland zu werden. Im folgenden Tweet ist er bei seiner Rede in Nischni Nowgorod zu sehen:
Über die Todesstrafe
Die Todesstrafe soll laut Prigoschin wieder eingeführt werden, um Kriegsverbrechen mit mehr Härte ahnden zu können - sonst könne man den Krieg nicht gewinnen. Wenn beispielsweise der Militärkommissar die „Helden“ respektlos behandle, solle sich das Militärgericht den Fall anschauen. Und dann mache es vielleicht Sinn, so der Wagner-Chef weiter, „einmal eine Patrone in den Kommissar zu investieren“.
Generalmobilmachung und Planwirtschaft
„Es steht uns jetzt ein harter Krieg bevor“, warnte Prigoschin. Er wisse nicht, wie lange er noch dauern werde, habe aber eine Prognose in petto. Den Donbass könne man innerhalb von zwei Jahren „befreien“. Kiew könne man in drei, vier Jahren erobern. Man müsse jetzt die ganze Gesellschaft mobilisieren und darüber hinaus die Produktion sämtlicher Munition, Waffen und allem, was sonst noch benötigt werde, komplett hochfahren.
Das Rezept für den Sieg im Ukraine-Krieg ist: eine Generalmobilmachung im Umfang von zwei Millionen Menschen, eine gute Führung der Armee und Disziplin, die Hinrichtung von Deserteuren. Man muss aus dem Land ein Kriegsmonster machen, das mehr Waffen besitzt als Nordkorea.
Jewgeni Prigoschin
Bild: AP
Russland muss jetzt auf eigenen Beinen stehen
Innerhalb des Landes gebe es jede Menge zu tun, gab Prigoschin zu bedenken. Metall, Gold, Menschen, Elektrizität habe man. Auch könnten sich die Russen selbst ernähren. Aber jene, die Sanktionen gegen Russland verhängt hätten, würden die Russen nur unter einer Bedingung wieder gut behandeln - man müsse niederknien und um Vergebung betteln. „Wenn die Menschen dazu bereit sind, werden sie uns verzeihen. Wenn wir nicht bereit sind, müssen wir auf einen langen Krieg vorbereitet sein“, schloss Prigoschin.
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