„The Days“ beleuchtet in acht packenden Folgen die Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011. Ob die japanische Netflix-Serie mit der preisgekrönten HBO-Produktion „Tschernobyl“ mithalten kann, haben wir uns angesehen...
Mit der Wahrheit ist das so eine Sache: meistens hat sie viele Facetten, so auch im Fall der Nuklearkatastrophe von Fukushima. Die Wahrheit ist, dass ein Erdbeben am 11. März 2011 die Küste Japans erschütterte und der daraus resultierende, 15 Meter hohe Tsunami das Kernkraftwerk überschwemmte. Vier der sechs Reaktorblöcke wurden beschädigt, in dreien kam es zu Kernschmelzen. Die Wahrheit ist aber auch, dass die Regierung, allen voran Premierminister Naoto Kan (Fumiyo Kohinata), vollkommen von der Situation überfordert waren. Und ebenfalls die Wahrheit ist, dass die Betreiberfirma Tokyo Electric Power Company (TEPCO) schlampig, träge und falsch agiert hat, während ihre Mitarbeiter vor Ort - in traditionell japanischer Pflichterfüllung, angeführt vom damaligen Betriebsleiter Masao Yoshida (Koji Yakusho) - alles taten, um die Ausmaße der unaufhaltsamen Katastrophe möglichst gering zu halten.
Während die acht packenden und dramatischen Episoden von „The Days“ auf genau diese vielschichtige Wahrheitsfindung gehen, steht für uns Zuschauer eine Frage im Mittelpunkt: Kann die Serie mit der preisgekrönten HBO-Produktion „Chernobyl“ mithalten? Die Antwort: Leider nein. Mit Koji Yakusho ist ein schauspielerischer Glücksgriff gelungen. Er verleiht der Katastrophe nicht nur ein Gesicht, sondern bringt, wie sein Charakter, die ganze Show über die Bühne. Doch diese, bereits erwähnte, traditionell japanische Pflichterfüllung wird der Serie zwischenzeitlich auch zum Verhängnis. Zu oft wiederholt sie sich, ohne tatsächlich etwas zum Spannungsbogen beizutragen, der dadurch etwas kleinteilig wird.
Gut gelungen ist den Regisseuren Masaki Nishirua und Hideo Nakata hingegen die kleinen, wie auch die großen Ereignisse bildgewaltig einzufangen - von den Emotionen der vollends überwältigten Arbeiter bis hin zur unbändigen Zerstörungskraft des Tsunamis. Zur Finesse von „Chernobyl“ ist allerdings noch Luft nach oben, sowohl in der Inszenierung, als auch im Willen Kritik am System zu äußern und es historisch aufzuarbeiten. Die Wahrheit hat eben viele Facetten...
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.