Heimische Bäuerinnen und Bauern geraten derzeit unter massiven Druck: Die Lebensmittelpreise der Supermärkte steigen, aber die Marktpreise der Landwirte sind im Fallen begriffen. „Das geht sich für uns einfach nicht aus“, sagt der niederösterreichische Bauernbund-Direktor Paul Nemecek, der im Talk mit Jana Pasching mehr Transparenz fordert und auf die Weichenstellungen für die Zukunft eingeht.
„Unsere Bauern und Bäuerinnen schaffen es noch, Österreich mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Betonung liegt auf noch“, so Nemecek. Das sei keine Selbstverständlichkeit. „Wir müssen Akzente in der Politik setzten, damit wir die Produktion nicht verdrängen.“ Der Bauernbund hat deshalb auch ein Forderungspaket zur Bewältigung aktueller Krisen vorgelegt (siehe Video oben).
Die Diskussion um gestiegene Milchpreise im Frühjahr war für Nemecek absolut nicht nachvollziehbar. „Der Preis, den Bauern für einen Liter Milch bekommen, sinkt. Wenn dann Preise im Supermarktregal steigen, dann ist ganz klar, dass woanders der Profiteur liegt.“
„Man muss heimische Bauern auch arbeiten lassen“
Anlässlich des Weltbauerntages Anfang Juni bedankt sich der Bauernbund-Direktor für die Arbeit der heimischen Landwirte: „Sie decken 365 Tage im Jahr unseren Tisch mit Lebensmitteln“, so Nemecek. Von paradiesischen Zuständen sei man aber noch weit weg. „Man muss die heimischen Bauern auch arbeiten lassen. In der letzten Zeit gab es Fehlentwicklungen auf der Ebene der Europäischen Union, wo österreichische Produktion vernichtet und der Import gesteigert wurde“, kritisiert Nemecek.
„Tafelspitz aus Brasilien“
Das geplante Freihandelsabkommen EU-Mercosur bezeichnet Nemecek als Schuss ins österreichische und europäische Knie und warnt vor den negativen Konsequenzen für die heimische Landwirtschaft: „Das Rindfleisch aus Südamerika kostet nur ein Viertel des Preises für österreichisches Fleisch, das unter höheren Standards hergestellt wird.“ Für den Konsumenten sei das jedoch völlig uneinsehbar. Der Bauernbund fordert deshalb schon länger eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung für heimische Lebensmittel und Wettbewerbs-Fairheit. „Wenn Sie dann im Wirtshaus einen Tafelspitz essen, könnte es gut sein, dass der nicht aus Österreich kommt, sondern aus Brasilien.“
Das ganze Interview mit Paul Nemecek sehen Sie im Video oben.
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