„Krone“-Reporter Robert Fröwein flaniert durch die Stadt und spricht mit den Menschen in Wien über ihre Erlebnisse, ihre Gedanken, ihre Sorgen, ihre Ängste. Alltägliche Geschichten direkt aus dem Herzen Wiens.
Die Schlagzeilen der letzten Wochen sind unzweideutig. „Lebensmittelpreise deutlich über Inflation“, „Österreicher können sich den Wocheneinkauf nicht mehr leisten“, „Preissteigerungen im Supermarkt nicht mehr finanzierbar“. Unter der Inflation ächzt der ganze Globus, Österreich aber noch ein bisschen mehr. Zumindest hat man das Gefühl, wenn man sich um den täglichen Einkauf kümmert. Wo ein Supermarkt-Einkaufswagen für eine bestimmte Summe früher bis zum Rand gefüllt war, herrscht heute gähnende Leere. Dazu kommt auch noch die Tatsache, dass die Verpackungen von Lebensmittel nicht immer so gefüllt sind, wie angegeben. Nicht immer nur gefühlt zahlen wir also mehr Geld für immer weniger Ware. Ein Teufelskreis, der, wie immer, besonders der Mittel- und Unterschicht wehtut.
„Ich habe letztens als Geburtstagsgeschenk eine große Packung Schokoladenbons gekauft, aber bei der Kassa hat mich fast der Schlag getroffen“, erzählt mir Christoph, während wir uns im Supermarkt gerade am Milchregal treffen, „18 Euro habe ich dafür gezahlt. Ich habe den Preis von vor Corona nicht mehr genau im Kopf, aber das müsste um 13/14 Euro gewesen sein. Die sind ja völlig wahnsinnig.“ Wird der Bevölkerung hier unnötigerweise übel mitgespielt? Für Christoph ist die Sache eindeutig: „Natürlich, was denn sonst? Das gilt ja auch für andere Bereiche. Wenn ich in der Innenstadt einen Kaffee trinke, zahle ich oft schon sechs Euro. In Italien gibt es eine Preisobergrenze für einen Espresso. Außerdem schmeckt er dort auch viel besser.“
Christoph habe in seinem Job eine Kollektivvertragserhöhung von mehr als sieben Prozent bekommen. „Das hilft mir aber nichts, wenn die Artikel, die man zum Leben braucht, 13 bis 20 Prozent teurer werden.“ Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in einer Gemeindewohnung im Westen Wiens. Noch vor wenigen Jahren habe er einmal die Woche um rund 100 Euro für die gesamte Familie eingekauft. „Das war oft schon knapp, aber man muss ja nicht immer die teuersten Markenartikel nehmen. Außerdem kocht meine Frau immer selbst und wir geben wenig Geld für Bestellungen aus.“ Heute brauche er für dieselbe Menge von denselben Waren um die 150 bis 170 Euro - und das viermal im Monat. „Mein Lohn stieg aber nicht einmal annähernd in denselben Dimensionen. Also gebe ich viel mehr Geld aus, wenn ich gleich weiterleben will wie damals.“
Doch es sind nicht nur die Lebensmittel, die Christoph und so gut wie allen anderen Österreichern Sorgen bereiten. Der Spritpreis war zwar schon einmal höher, hat sich aber auf gut 50 Prozent mehr als vor Corona eingependelt. Pflegeprodukte, die man in Deutschland schon immer günstiger bekam, schossen preislich ins Unermessliche, von den Strom-, Gas- und Mietkosten gar nicht erst zu reden - da ist längst alles dazu gesagt. „Irgendwie muss es sich ausgehen und irgendwie geht es sich auch aus“, sagt er mir, „aber wir schränken uns dafür bei anderen Dingen ein. Essen gehen, Kinobesuche oder Schwimmkurse für den Kleinen - das geht sich dann eben nicht mehr so leicht aus. Wenn wenigstens die Politiker eingreifen würden, aber davon kriegt man ja auch nichts mit …“
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