Ausstellung im „Turm“

Gletscher prägten die Ötztaler über 400 Jahre

Tirol
03.06.2023 17:00

Die Gletscher haben die Ötztaler geformt. Einst furchteinflößend, dann der touristische Höhenflug und heute das Paradesymbol für die Klimaerwärmung. Dieser spannende Lebenszyklus ist im Turmmuseum Oetz in der Ausstellung „Ötztaler Gletscher - Katastrophen, Klimawandel, Kunst“ zu sehen. 

Sie sind dem Tode geweiht und wie die Menschen präsentieren sie sich in der letzten Lebensphase im wahrsten Sinne zurückgezogen: die Gletscher. Vor gar nicht allzu langer Zeit waren sie mächtig und sogar furchteinflößend. Dieser spannende Lebenszyklus – zumindest jener der Ötztaler Gletscher – wird seit Donnerstag im Turmmuseum in Oetz in der Ausstellung über „400 Jahre Beziehung zwischen Mensch und Gletscher“ erzählt. Die Inszenierung, die gänzlich ohne Fotos auskommt, ist bis Oktober zu sehen.

Einzigartiges Exponat
„Ötztaler Gletscher – Katastrophen, Klimawandel, Kunst“ ist eine Kooperation der Ötztaler Museen mit dem Österreichischen Alpenvereins-Museum, das einzigartige und beeindruckende Leihgaben zur Verfügung gestellt hat. Auf drei Stockwerken werden über 50 historische Gemälde und künstlerische Arbeiten von 1601 bis heute gezeigt. An ihrem Beispiel wird die Geschichte der Glaziologie, der Straftheologie, der touristischen Entwicklung und des Umwelt- und Klimaschutzes nachgezeichnet. Der „Star“ unter den Exponaten ist zweifellos die Leihgabe des Ferdinandeums, die weltweit älteste Gletscherdarstellung von Abraham Jäger aus dem Jahr 1601.

Gletscher schluckt Forscher - eine Karikatur des Vernagtferner von Rudolf Reschreiter aus dem Jahre 1911. (Bild: Daum Hubert)
Gletscher schluckt Forscher - eine Karikatur des Vernagtferner von Rudolf Reschreiter aus dem Jahre 1911.
In der Ausstellung findet auch zeitgenössische Kunst Platz: „Wolkenmenschen“ von Nicole Weniger als Persiflage auf Gletscherabdeckungen. (Bild: Daum Hubert)
In der Ausstellung findet auch zeitgenössische Kunst Platz: „Wolkenmenschen“ von Nicole Weniger als Persiflage auf Gletscherabdeckungen.
Edith Hessenberger ruht sich auf den vom Gletscher geschliffenen (Filz-)Steinen aus. (Bild: Daum Hubert)
Edith Hessenberger ruht sich auf den vom Gletscher geschliffenen (Filz-)Steinen aus.

Bedrohung, Sehnsucht, Klimaopfer
„In der kleinen Eiszeit waren die Gletscher im Vormarsch und wanderten bis zu zehn Meter am Tag“, beschreibt die Leiterin der Ötztal Museen, Edith Hessenberger, die damalige Bedrohung durch die Eisriesen, „Nährboden für Gelöbnisse, Prozessionen oder Sagen.“ Für sie spannend ist der Bogen der Eiswelten über die spätere Touristenattraktion bis zur heutigen Wahrnehmung, der Gletscher als Opfer des Klimawandels.

Grundlage für die Kooperations-Ausstellung ist der gleichnamige Sammelband. Die Herausgeberinnen Veronika Raich (Leiterin AV-Museum) und Edith Hessenberger konnten wahre Kapazunder als Autoren gewinnen und schwärmen heute noch von der Präsentation im Rahmen der Ausstellungseröffnung am Donnerstag. Über 100 Gäste fanden den Weg ins Turmmuseum, für die Macher ein „riesen Erfolg“.

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