Mit den Reden der beiden Kandidaten für den Parteivorsitz ist am Samstag am SPÖ-Sonderparteitag in Linz der letzte Feinschliff in der Positionierung vorgenommen worden. Dem Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler gelang es, mit einer pathetischen, lautstark vorgetragenen Rede viele Delegierte zu begeistern. Doch auch beim burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil gab es stehende Ovationen.
Hans Peter Doskozil wandte sich unter anderem mit mahnenden Worten an die Genossen: Man habe verlernt, den Interessen der Bevölkerung zu dienen, zu sehr darauf geachtet, wie es „uns als Funktionären“ gehe. „Mein Vater hat sich ein Einfamilienhaus mit einem Arbeiterlohn bauen können.“ Das gebe es heute nicht mehr. „Das oberste Ziel muss sein, dass die Menschen mehr Geld bekommen“, schwor Doskozil unter tosendem Applaus die anwesenden Delegierten ein und rief auch zum Zusammenhalt auf.
Nach Exkursen in die Sozialpolitik und Argumenten gegen Zweiklassenmedizin erwähnte Doskozil auch ein umstrittenes Thema - nämlich seine Stimme. Er könne nicht versprechen, dass er nicht noch ein sechstes oder siebentes Mal operiert werden müsse. Aber, versprach Doskozil: „Meine Stimme wird nicht verloren gehen.“
„Woher die Menschen kommen, ist egal“
Andreas Babler sprach daraufhin lautstark und energisch vor allem darüber, „Hand in Hand mit den Gewerkschaften kämpfen“ zu wollen. Seiner Ansicht nach müsse das oberste Ziel der Sozialdemokratie sein, Lohntransparenz zu schaffen. Babler beschwor die Genossen, sich auf „unsere Leute“ zu besinnen - gemeint Arbeiterinnen und Arbeiter. Lohnkürzungen seien eine enorme „Respektlosigkeit“. Jeder müsse dasselbe Anrecht auf Mitbestimmung haben, auch Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter, für die Babler das Wahlrecht einforderte.
„Sozialdemokratie an der Seite der Menschen - woher sie kommen, ist zweitrangig“, betonte Babler - ebenfalls unter großem Applaus. Solidarität gab es seitens des Traiskirchner Bürgermeisters auch für Klimaaktivisten. „Seite an Seite mit Wissenschaftlern und Aktivisten“ müsse man den Kampf gegen die Erderwärmung führen - und dafür sorgen, dass „am Ende Superreiche nicht noch immer die Klimaanlage rennen haben, während zig Millionen Menschen auf der Flucht sind.“
„Geht es nach dem Applaus, müsste Babler gewinnen“, analysierte „Krone“-Innenpolitik-Leiterin Ida Metzger. Das Rennen galt jedoch bis zuletzt als offen.
„Es hat sich ausgekickelt“
Den Statements folgte eine Debatte, in der sich die Unterstützer zu Wort melden konnten - darunter der ehemalige Bundesgeschäftsführer Max Lercher, der ehemalige Minister Alois Stöger, Gewerkschafter Josef Muchitsch und SPÖ-Urgestein Josef Cap. Letzterer nutzte dabei die Gunst der Stunde, um gegen die FPÖ und die ÖVP zu wettern. Denn mit dem heutigen Parteitag sei die „Selbstbeschäftigung“ beendet. Mit dem neuen Vorsitzenden gelte es, Schwarz-Blau, „oder noch schlimmer“, Blau-Schwarz zu verhindern. Und dies gelänge am besten mit Doskozil, sprach sich der Redner für den burgenländischen Landeschef aus. Cap betonte: „Es hat sich ausgekickelt.“
Anschließend schritten die Delegierten zur Abstimmung.
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