Falsche Vorbilder

Fitness-Models und Eltern-Führerschein

(Bild: urbantschitsch mario)

Die „Krone“ besuchte ein Fitnessstudio, in dem Kinder gern gesehene Gäste sind. Chef Karl Walzl nimmt auch die Eltern in die Pflicht. 

„Sehr bedenklich“. Das sagt Karl Walzl über Rolle und Einfluss der sogenannten Fitness-Models, die sich auf Social Media über Millionen Likes und Fans freuen und gleichzeitig (gefährliche) Vorbilder für Kinder und Jugendliche sind. Walzl weiß, wovon er spricht, schließlich ist er Chef des Fitnesscenters „Jetzt!“ in Groß Enzersdorf am Stadtrand von Wien. Er hat sich das Ziel gesetzt, Kids einen gesunden Zugang zum Thema Fitness zu ermöglichen. „Jetzt!“ lässt als erstes Fitnesscenter Österreichs bereits Zehn- bis 14-Jährige auch an Kraftgeräte - zum Preis von zehn Euro pro Monat, wenn auch ein Elternteil Mitglied ist. Trainiert wird unter Aufsicht des Personals oder von Mama oder Papa.

Unterricht, der Spaß und Sinn macht: Kinder und Professorinnen der Eibengasse im Fitnesscenter „Jetzt!“ in Groß Enzersdorf

(Bild: urbantschitsch mario)

Schweiß und Fleiß 
„Im echten Fitnesscenter sehen die Kinder reale Models und keine vorgegaukelte Instagram-Welt“, sagt Walzl. „Da erleben sie, dass die Menschen schwitzen, manchmal auch weniger motiviert sind und man nicht vom ersten Tag an einen Sixpack haben kann.“ Walzl könnte Bücher schreiben, was und wie viel auf Social Media, in der Erziehung und im Bildungssystem falsch läuft. Er erzählt von 170 Kilo schweren Kids, die kaum gehen können. Von einer 99 Kilo schweren Siebenjährigen, die von daheim täglich zwei Liter Cola mitbekommt. Und von einer 14-Jährigen, die in die Magersucht rutschte und diesen Kampf verloren hat. Walzl weiß selbst, wie sehr Eltern heutzutage vom Alltag überrollt werden, regt eine Art Eltern-Führerschein an. „Nicht bestrafend oder belehrend, sondern unterstützend!"

Auch Schulen sind zu Gast
Aktuell plant „Jetzt!“ ein Konzept mit der ÖGK, damit Kinder sogar völlig gratis trainieren. Auch Schulen nehmen das kinderfreundliche Studio längst in Anspruch, so war beim Besuch der „Krone“ eine Modul-Klasse der Eibengasse am Trainieren. Die jungen Sportfreunde machten sich nach drei Stunden ausgepowert und voller Glückshormone auf den Heimweg.