„Angesichts dessen, was bei uns alles passiert ist, würde ich es als Erfolg bezeichnen. Auf Platz vier sind wir in dieser Saison einzuordnen.“ Das hatte Rapids Trainer Zoki Barisic vor der letzten Runde gesagt. Am Samstag formulierte er es nach dem 1:2 in Klagenfurt dann anders: „Es ist schwer, Worte zu finden. Ich bin erleichtert, dass die Saison vorbei ist.“
Aber die Erlösung kam erst am Handy. Nervös verfolgten Rapids Spieler so nach dem Schlusspfiff am Wörthersee auf dem Spielfeld, wie Salzburg das 1:1 bei der Austria und damit Rapid mit viel Glück Platz vier, das Ticket für die dritte Quali-Runde der Conference League (ab 10. August), rettete.
Denn selbst hatte Grün-Weiß den eigenen Job wieder einmal nicht erledigt. Bezeichnend für die gesamte Chaos-Saison.
Losgetreten war die Lawine am 25. August worden. Die Blamage gegen Vaduz, Liechtensteiner aus der zweiten Schweizer Liga. Die Fans stiegen auf die Barrikaden, das Präsidium um Boss Bruckner und Geschäftsführer Peschek trat zurück.
Neustart auf allen Ebenen
Rapid wollte - überspitzt formuliert - mit zwei Teams, für Liga und Europacup, angreifen. Trainer Feldhofer fand nicht einmal eine Elf. Erst im Oktober, auf Liga-Platz sieben, kam es zur Trennung. Sportdirektor Barisic übernahm. Da war Rapid ohne Klub-Führung handlungsunfähig. Zwei Listen tobten im Wahlkampf rund um Steffen Hofmann. „Dessen“ Präsidium mit Alexander Wrabetz an der Spitze sich im November durchsetzte. Seit damals wird der Verein umgekrempelt. Ein Neustart auf allen (Funktionärs)-Ebenen ist erfolgt ...
... für bessere Resultate auf dem Rasen muss sich aber fast alles ändern. Auch unter Barisic quälte sich Rapid in die Meistergruppe, blieb es eine Saison der verpassten Möglichkeiten. Auch emotional. Drei von vier Derbys gingen verloren, keines wurde gewonnen. Im Cup der letzten Hoffnung war man im Finale gegen Sturm (0:2) letztlich völlig chancenlos.
„Tacheles reden“
Von den Top 3 der Liga ist Rapid gefühlt Welten entfernt - auf dem Papier zwölf Zähler ohne Punkteteilung. Bemerkenswerter, dass im Schnitt fast 19.000 leidensfähige Fans zu den Heimspielen pilgerten, auch am Samstag in Klagenfurt war der Gästesektor voll.
Bei der sechsten Auswärtspleite in Folge. Das passierte Rapid zuletzt 1992. Zwar wurde die Partie lange kontrolliert. Von einer „DNA auf Sieg zu spielen“ war nichts zu sehen. Als hätte man den Ernst der Lage nicht erkannt.
Der trat ein, als Klagenfurts Karweina beim 1:0 (59.) von allen Rapidlern vergessen wurde. Zwar glich Druijf mit einem Schlenzer zum 1:1 (70.) aus, aber nur 81 Sekunden später „konterte“ Sollbauer mit einem Eigentor - 1:2!
Danach verfiel Rapid in Schockstarre, gab es kein Aufbäumen, keine Chance. Ein schockierendes, aber bezeichnendes Ende der Chaos-Saison. „Wir haben den Charaktertest nicht bestanden“, ärgerte sich Kapitän Burgstaller. „Ich freue mich über Platz vier keine Sekunde. Wir müssen Tacheles reden.“ Und bei Salzburg bedanken!
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