Der anpassungsfähige Kleinbär ist in Vorarlberg auf dem Vormarsch. Von der Talsohle bis in mittlere Höhen ist er bereits zu finden. Auch in Siedlungsgebieten fühlt er sich wohl - und richtet hie und da gröbere Schäden an.
Waschbären kennt man längst nicht mehr nur aus TV-Dokumentationen und aus dem Zoo. Mittlerweile verbreiten sich die aus Nordamerika stammenden Tiere auch in Vorarlberg. „Die Zahl der Waschbären nimmt bei uns langsam aber stetig zu“, berichtet der Inatura-Experte Klaus Zimmermann der „Krone“. „Die Jungen begeben sich gerne auf Wanderschaft und erobern so sukzessive neue Gebiete.“
In Vorarlberg haben die Waschbären ihr Areal bereits deutlich ausgeweitet. Verzeichnete man Sichtungen zunächst nur im Leiblachtal, berichteten Jäger und naturbegeisterte Menschen schon bald von Waschbär-Beobachtungen im ganzen Rheintal. Heute sind die bis zu neun Kilogramm schweren Fellnasen auch im Walgau, im Montafon und im Bregenzerwald anzutreffen. „Von der Talsohle bis in die mittleren Höhen fühlen sie sich wohl.“
Der Waschbär ist durchaus ein Tier, dass sich bei uns etablieren kann. Er breitet sich mittlerweile vom Leiblachtal bis ins Montafon und den Bregenzerwald aus.
Klaus Zimmermann, Inatura
Zwei bis drei Sichtungen pro Jahr
Zimmermann selbst hat bisher um die 20 Sichtungen dokumentiert. Zwei bis drei weitere kämen jährlich dazu - Tendenz leicht steigend. Darunter fallen auch von Jägern erlegte Tiere. Als „Invasoren“ dürfen Waschbären nämlich jederzeit geschossen werden.
„Der Waschbär ist durchaus ein Tier, das sich bei uns etablieren kann. Man hat bereits ganze Familien beobachtet. Das lässt darauf schließen, dass er hier eine Chance sieht, zu überleben und seine Jungen aufzuziehen“, berichtet der Inatura-Experte von einer natürlichen Verbreitung, die nun so langsam in die Gänge komme.
In Norddeutschland sind Waschbären schon heimisch
Noch vor wenigen Jahren traf man in der freien Wildbahn nämlich hauptsächlich Exemplare, die aus Gehegen ausgebrochen waren oder ausgesetzt wurden. So wie einst in Norddeutschland, wo es heute in größeren Städten wie Kassel enorme Populationen der Allesfresser gibt. Zimmermann erklärt das mit der großen Anpassungsfähigkeit der meist nachtaktiven Räuber: „Überall, wo sie Komposthaufen oder verwertbare Abfälle finden, fühlen sie sich wohl.“
Eigentlich bevorzugen die Tiere mit der charakteristischen schwarzen Gesichtsmaske Eichenwälder, wo sie sich im Geäst alter Bäume ihre Quartiere bauen. Mit den Mischwäldern in Vorarlberg haben sie sich allerdings ebenfalls angefreundet - und auch mit den Häusern hierzulande.
Der Waschbär stammt ursprünglich aus Nordamerika, wo er sich in den großen Laub- und Mischwäldern zuhause fühlt. Mittlerweile verbreitet er sich aber auch rasant in Europa. Mit seinen 40 bis 70 Zentimetern Länge und einem Körpergewicht von 3,6 bis 9 Kilogramm ist der Waschbär der größte Vertreter der Kleinbären. Er ist vorwiegend nachtaktiv und ernährt sich zu 40 Prozent von wirbellosen Kleintieren, zu 33 Prozent von Pflanzen und zu 27 Prozent von Wirbeltieren. Im Frühling bringt das Weibchen nach einer Tragzeit von 65 Tagen zwei bis fünf Junge zur Welt. Eigentlich können Waschbären bis zu 20 Jahre alt werden, in der freien Wildbahn bringen sie es aber meist nur auf zwei bis drei Jahre. Viele werden von Jägern erschossen oder lassen im Verkehr ihr Leben.
Hausisolierung als Schlafplatz
„Im Grunde ist der Waschbär gar nicht das putzige, liebe Tier, als das ihn viele sehen, sondern ein gröberer Schadensverursacher.“ Zimmermann weiß von Fällen zu berichten, in denen sich Waschbären auf der Suche nach einem Schlafplatz in Hausisolierungen ihre Wohnhöhlen gebaut haben. „Die baulichen Schäden können erheblich sein. Mit dem Ausräumen von Mülltonnen erzeugen sie hingegen nur Ärger.“
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