Man kann auch ohne Motor und Benzin mähen - selbst in der Stadt - und der Naturpark Dobratsch lud genau dorthin zum Sensenmähkurs. Wir sind der Einladung gefolgt!
Der Villacher Dinzlpark bietet derzeit einen etwas merkwürdigen Anblick. Mitten im hohen Gras befinden sich etliche kreisrunde, recht kahle Stellen. Da sind keine Ufos über Nacht gelandet, das waren wir mit unseren Sensen.
Wir, das sind die Teilnehmer des Sensenmähkurses des Naturparks Dobratsch, der ganz bewusst nicht auf dem Berg stattfindet. Die Botschaft lautete: Man muss auch in der Stadt nicht für jeden Grashalm gleich einen Motor anwerfen.
Sag niemals Stange!
Also mähen wir wie früher per Hand. Nicht gleich, erst kommt die Theorie - und wir erfahren, dass Österreichs Sensen einst ein Exportschlager waren. Dann werden sie zusammengebaut, kommen die Schieber auf den Wurf. Wer dazu Stange sagt, muss nach Mäher-Gesetz eine Runde zahlen. Nachdem wir auch noch das Blatt im optimalen Winkel angeschraubt haben, dürfen wir die Wiese stürmen.
Als Bürohengst entlarvt
Dort, wo ich in Aktion war, ist das Gras danach tatsächlich kürzer als zuvor. Allerdings wirkt es nicht von Hand gemäht, sondern eher so als wären eine Menge Leute durchgetrampelt. Bei den Kollegen sieht das weit besser aus. Und das hat seinen Grund: Sie sind größtenteils Leute vom Villacher Stadtgartenamt, die den Kurs als berufliche Fortbildung machen. „Wir wollen Flächen gesund und schonend mähen, anstatt alles gleich niederzuflecken“, sagt ihr Boss Wolfgang Faller, der mit seinem Team sogar in Zürich in der Schweiz war, wo der Gedanke bereits Konzept ist. Und die machen das schon richtig gut, ich hingegen wurde vom Kurslehrer schon beim Zusammenbauen der Sense als Schreibtischtäter entlarvt.
Die Sense braucht kein Benzin, der Mensch, der mäht, keine Schutzmontur.
Thoms Huber, Sensenlehrer
Thomas Huber ist Bergbauer in Tassach, Kärntens einziger ausgebildeter Sensenlehrer und leidenschaftlicher Kämpfer für das Kulturgut Sense, das, wie er sagt, „uns schon so lang begleitet und ernährt“. „Die Sense macht keinen Krach, der Mensch braucht keine Schutzmontur, man schont Kleinvieh und Insekten“, erklärt Thomas, für den Sensenmähen auch meditativ ist.
So weit würden die Stadtgärtner noch nicht gehen, aber man ist offen für die neue Aufgabe. „Es ist angenehmer als das Trimmen mit der Motorsense, von der kriegt man Kreuzweh“, verrät Stadtgärtner Aaron.
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