Russische Besatzer sollen den Kachowka-Staudamm in der Südukraine zerstört haben. Das geht aus Informationen von US-Geheimdiensten hervor. Zehntausende Menschen müssen nun vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht werden.
Bis zum Nachmittag hatten laut ukrainischen Angaben etwa 1300 Menschen (von insgesamt 17.000 auf der ukrainischen Seite) ihre Häuser verlassen. Weitere 25.000 Menschen seien auf der von Russland besetzten südlichen Seite des Flusses Dnipro in Gefahr, hieß es. Über ihr Schicksal war zunächst wenig bekannt. Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal sprach von Überschwemmungsgefahr für bis zu 80 Ortschaften. Ein Militärgouverneur ergänzte, dass acht Ortschaften ganz oder teilweise unter Wasser stünden, darunter Teile der Stadt Cherson.
Angaben über Tote oder Verletzte gab es zunächst nicht. Laut EU sind durch den zerstörten Damm hunderttausende Zivilpersonen gefährdet. Betroffen seien etwa 80 Siedlungen. „Dies ist eine weitere verheerende Folge der russischen Invasion in die Ukraine“, sagte UNO-Generalsekretär António Guterres am Dienstag in New York. Die Vereinten Nationen könnten allerdings nicht sicher sagen, wie der Kachowka-Staudamm zerstört worden sei. Ihr Sicherheitsrat wird sich noch am Dienstagabend mit dem Vorfall beschäftigen.
Will Moskau Gegenoffensive behindern?
Laut Medienberichten und US-Geheimdiensten soll die russische Seite hinter dem Angriff stecken. Militärexperte Markus Reisner vermutet, dass die Besatzer den Staudamm gesprengt haben, um die ukrainische Gegenoffensive zu behindern. „Die Anlandung amphibischer Kräfte ist nicht möglich“, sagte er. Die US-Regierung gab an, dass Berichte über russische Explosionen geprüft würden. Es gebe wohl viele Tote, der Schaden könne sich auf die Energieversorgung des Landes auswirken.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu beschuldigte hingegen die ukrainischen Streitkräfte, den Staudamm zerstört zu haben. Es handle sich um „Sabotage“, um „offensive Aktionen der russischen Armee in diesem Bereich der Front zu verhindern“ und letztendlich auch um einen Terroranschlag gegen Zivilpersonen. Das ukrainische Regime habe vor drei Tagen eine Offensive in verschiedenen Abschnitten der Front gestartet, gab er zu. Bei der Abwehr seien 71 russische Streitkräfte ums Leben gekommen und 210 weitere verletzt worden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj versicherte unterdessen, dass sich die Zerstörung des Damms nicht auf die Gegenoffensive seines Landes auswirke. Er habe mit den höchsten Militärs gesprochen und gehört, dass die eigenen Gebiete weiterhin von der Besatzung befreit werden würden.
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