Chrysler Building
Benkos Architekturjuwel wohl eher ein Bastlerhit
Im ORF-Report war es im Mai 2023 aus der Adler-Perspektive zu sehen, das Chrysler Building, ein Architekturjuwel, mit dem sich Rene Benko im Jahr 2019 anschickte, einen ersten Schritt ins Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten zu setzen. Vier Jahre später ist nicht nur der Kaufhausjongleur auf dem harten Boden der Immobilien-Realität angekommen, wie ein Krone-Lokalaugenschein zeigt.
Mitte Mai 2023, New York City: Auch das Chrysler-Building, 319 Meter hoch und weltweit breit bekannt, hat unter den neuen Eignern (Benkos Signa-Gruppe und eine Firma des Deutsch-Amerikaners Aby Rosen) nicht wirklich an Glanz gewonnen. Auch nicht in der Innensicht. Im Erdgeschoss, direkt neben einem der monumentalen Eingangstore, befindet sich ein abgewohnt wirkender großer Raum, in dem das Licht bald auszugehen scheint - zumindest flackert es nur mehr (siehe Video oben!).
„Hochrisikogeschäft“
Dabei hatten Benko und Co. Großes vorgehabt mit dem Landmark-Gebäude im Art-Deco-Stil, das unter Denkmalschutz auf einem Grund steht, der nach wie vor einer US-Universität gehört. Doch schon kurz nach dem Erwerb des Baurechts meldeten Immobilien-Insider Zweifel an der Wirtschaftlichkeit an. „Ich würde den Kauf eher als Hochrisikogeschäft bezeichnen“, zitierte die „Kleine Zeitung“ etwa den Experten Thomas Guss, der darüber hinaus meinte, der Kauf um 150 Millionen Dollar sei alles andere, nur kein Schnäppchen: „Es wurde von vielen Fonds geprüft und als sehr teuer eingestuft.“ Dies habe damit zu tun, dass die jährliche Miete 2018 „32,7 Millionen Euro“ betragen habe und „entsprechend einer Vereinbarung mit den Grundeigentümern weiter stark steigen“ würde. Auch der „Spiegel“ berichtete damals mit Bezug auf einen New Yorker Szenekenner, das Chrysler sei ein „einziger, großer Mieterschreck“.
Viele verfügbare Flächen
In seiner jüngsten Abrechnung mit dem Tiroler („Platzt die Benko-Blase?“) vermelden die harten Rechercheure des größten deutschen Nachrichtenmagazins, dass im Chrysler Building „ganze Etagen“ leer stehen würden. Dieser Eindruck deckt sich mit Erkenntnissen, die von der Krone kürzlich im Big Apple gewonnen werden konnten. Rund um das Gebäude - mitten in Manhattan - wird im großen Stil Werbung gemacht für verfügbare Büroflächen im Wolkenkratzer, der 1930 erbaut wurde und 93 Jahre später ein wenig aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Als reines Schmuckkästchen kann das Architekturjuwel jedenfalls nicht mehr bezeichnet werden - Immobilien-Profis würden den einen oder anderen Raum des Chrysler Buildings derzeit wohl eher als Bastlerhit zu vermarkten versuchen.
Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Dabei hatte ein damaliger Vorstand der Signa-Gruppe kurz nach dem öffentlichkeitswirksamen Deal im Jahr 2019 noch vollmundig erklärt: „Wir erwerben eine Legende - für uns ist dies mehr als nur ein erster, strategisch wichtiger Schritt in den US-Immobilienmarkt: Es ist ein Meilenstein.“ Und Benkos Co-Investor Aby Rosen ließ sich wie folgt zitieren: „Gemeinsam wollen wir das Chrysler Building langfristig halten und wieder zu einer der ersten Adressen in Manhattan entwickeln.“ Noch ist davon wenig bis nichts zu bemerken.
Übrigens: Alfred Gusenbauer nimmt sowohl bei Signa als auch bei der Strabag als Präsident wesentliche Aufsichtsratsfunktionen wahr. Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner ist maßgeblicher Signa-Investor. Als entscheidender Signa-Geldgeber gilt in Österreich die Raiffeisen-Bankengruppe, die der Signa-Gruppe laut „Spiegel“ in Summe etwa zwei Milliarden Euro geborgt haben soll. Zum Raiffeisen-Reich gehören auch Medienbeteiligungen wie etwa der Kurier.
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