Marcel Hirscher liebt Herausforderungen. Das ist altbekannt. Und auch knapp vier Jahre nach seinem Rücktritt als Ski-Champion nach wie vor aktuell. Zudem betont er: „Ich genieße es mittlerweile sehr, dass es im Leben mehr als blaue und rote Tore gibt. Ich darf gesund die verschiedenen Facetten des Lebens genießen, das sehe ich als größtes Geschenk.“
Sein Betätigungsfeld im Winter hat der achtfache Gesamt-Weltcup-Sieger vor allem mit seiner Skimarke Van Deer-Red Bull Sports gefunden. Die Marcel quasi im Rekordtempo Richtung Weltklasse geführt hat. Steil bergauf geht’s für den 34-Jährigen aber auch in den wärmeren Monaten. Da sind nicht zwei Brettln, sondern zwei Räder seine große Leidenschaft. Also das Offroad-Motorradfahren.
Und die führt ihn ab Freitag (schon zum zweiten Mal in Serie) das legendäre Red Bull Erzbergrodeo hinauf. „Ich verstehe definitiv jeden Menschen, der sich das von außen ansieht und dann die Sinnfrage stellt“, sagt Hirscher mit einem Schmunzeln im Gespräch mit der „Krone“. Schließlich stellen sich all die „Wahnsinnigen“ auf dem Erzberg einer eigentlich unfahrbaren Aufgabe. „Ja, man muss die Herausforderung mögen. Genuss ist es ganz sicher keiner, nicht einmal für die Besten der Welt.“
Für ihn war aber ein Start beim Erzbergrodeo immer ein Kindheitstraum. „Ich hab immer alle bewundert, die mit der Startnummer vom Erzbergrodeo nach Hause gekommen sind. Da sind viele, viele Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend im Spiel.“ An seinem Untersatz (Husqvarna 300er-Zweitakt) und seinen Trainingspartnern wird es nicht scheitern: Michi Walkner, Matthias Walkner, Billy Bolt und Manuel Lettenbichler, also die Crème de la Crème der Szene. Trotzdem: Von der absoluten Elite sieht sich Hirscher noch weit, weit entfernt. „Ich bin ein ambitionierter Hobbyfahrer mit einer durchaus guten Lernkurve.“ Der nächste Schritt wäre jener zum Semi-Profi. „Aber das hab’ ich lange genug gehabt, dass ich einer Sache alles untergeordnet habe. Ich genieße es mittlerweile sehr, dass es im Leben mehr als blaue und rote Tore gibt. Ich darf gesund die verschiedenen Facetten des Lebens genießen, das sehe ich als größtes Geschenk.“
Warum die Dakar kein Thema ist
Apropos Gesundheit. Dass stets die Gefahr beim Offroad-Abenteuer mitfährt, ist ein großes Thema. Vor knapp zwei Jahren bediente sich Marcel bei einem brutalen Crash in Rumänien schwer am linken Knie und Bein. „Aber alles längst verheilt.“ Trotzdem gesteht er: „Dieser Unfall hat schon etwas mit mir gemacht. Man merkt, wie schnell es geht, man wird schon vorsichtiger. Am Ende des Tages geht es darum, zufrieden und gesund im Ziel zu sein. Das steht über allem.“ Das gilt natürlich auch fürs Erzberg-Abenteuer. Einen Start bei der legendären Dakar-Rallye schließt Hirscher nach aktuellem Stand aus. „Das wäre das nächste Level. Und dafür bin ich nicht bereit.“
Im Level Weltklasse ist der Doppel-Olympiasieger hingegen im Eilzugtempo mit seiner Skimarke Van Deer angekommen. Mit der Verpflichtung seines langjährigen Erzrivalen Henrik Kristoffersen holte man gleich für die erste Saison im Weltcup einen der absoluten Superstars der Szene ins auch abseits der Piste hochkarätig aufgestellte Team. Und hatte sofort Erfolg. So holte Henrik letzten Februar bei der WM in Frankreich u.a. Slalom-Gold. Die Arbeit mit dem Norweger macht allen Beteiligten Riesenspaß. „Ich glaube, man sieht, dass sich Henrik bei uns extrem wohl fühlt. Er ist happy über das, was er hat. Das, was er früher nur aus der Entfernung gesehen hat. Und wir sind es auch!“ Weitere Stars dieser Größenordnung wird es bei Van Deer aber vorerst nicht geben. Qualität statt Quantität ist das Motto. „Wir haben sehr schnell das Unmögliche möglich gemacht. Aber vorerst sind wir zeitlich und personell absolut am Limit.“
„Mittlerweile bin ich eher ein Sommer-Mensch“
Dass Hirscher vor allem daheim in Österreich so gut wie überall erkannt wird, hat sich kaum verändert. Trotzdem scheut er die Öffentlichkeit nicht. „Es wird jeden Tag ein Stückchen besser. Aber es ist nach wie vor eine der schwierigsten Aufgaben in meinem Alltag, auch mal Nein sagen zu müssen.“ Und wo steckt jetzt im Endeffekt eigentlich mehr Leidenschaft drinnen: in seinen Winter- oder in seinen Sommer-Projekten? „Da steckt überall viel Leidenschaft und Arbeit drinnen. Es ist in gewissem Maße ein Kompromiss, auch je nach Jahreszeit. Aber, und das klingt vielleicht ein wenig komisch: Mittlerweile bin ich eher ein Sommer-Mensch!“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.