Das Herz, in dem sein altes Rennfahrer-Feuer längst wieder lichterloh brannte, wäre ihm vor Schreck fast in die Hose gerutscht. Als er auf dem eben wegen eines Defektes stehen gebliebenen Lift saß und aus den riesigen Boxen in der Ski-Halle von Landgraaf die Stimme des Sprechers vernahm: "Nummer 40 ist am Start." Matthias Lanzinger hatte für sein Comeback am Donnerstag die 60 bekommen - und bei einem Start-Intervall von 20 Sekunden blieben nur noch wenige Minuten.
"Wäre eh typisch gewesen", lächelte er wenig später erleichtert, "wenn ich gleich meinen ersten Start versäumt hätte." Weil der Lift zum Glück bald weiterfahren konnte, kam er gerade rechtzeitig: Um punkt 9.53 Uhr fiel in der beeindruckend pompösen niederländischen "Snow World" der Startschuss für seine zweite Rennfahrer-Karriere - und so langsam er oben vor dem Start war, so schnell fand er dann den Weg runter ins Ziel...
"Das war jetzt richtig eng"
"Man sieht sofort, dass er aus der obersten Liga kommt", nickte auch Martin Falch anerkennend. Der 44-Jährige ist im Sommer Triathlet, fährt im Winter Skirennen und wurde erst in der vergangenen Woche zu Österreichs Behinderten-Sportler des Jahres gekürt. Am Donnerstag belegte er Rang sechs, drei Plätze hinter Lanzinger, der somit gleich im ersten Rennen aufs Podest fuhr. Ein Traum-Comeback, wenngleich er dabei fast ein wenig zu schnell war.
"Puh", stöhnte er im Ziel, nachdem er im dritten Durchgang fast ausgefallen wäre, "das war jetzt richtig eng." Dabei hatte er sich vorgenommen, nicht zu viel zu riskieren... "Wirklich bremsen", lächelte er nach der Siegerehrung, "konnte ich mich nicht, ich bin richtig übermütig geworden. Aber sonst war dieser Tag wie ein Märchen!"
Erstes Rennen seit Unglückssturz
Ganz locker hat er es geschafft, sich die nötigen Punkte für die Start-Erlaubnis bei den nächsten Rennen zu sichern. Und ganz locker war er letztlich auch vor dem Comeback, obwohl es acht Kamera-Teams und unzählige weitere Journalisten verfolgten. Und obwohl er seit dem Sturz am 2. März 2008, nachdem er seinen linken Unterschenkel verloren hatte, kein Rennen mehr bestritten hatte.
"Ich habe mir keine Sekunde überlegt, was jetzt alles passieren könnte, sondern fühlte mich wie mit 15 Jahren: Als ich im Landescup auch mit so hohen Startnummern herumgekurvt bin - nur weiß ich nicht, ob ich damals auch so restlos glücklich war wie jetzt..."
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