Es ist ein völlig banaler Auslöser, der zu einem regelrechten Familiendrama führte - ein Streit um einen Wasserkocher. Dabei soll ein 23-Jähriger seine zwei Cousins mit einem Küchenmesser schwer, seinen eigenen Bruder lebensgefährlich verletzt haben. Jedoch ohne Absicht: „Er ist mein bester Freund!“ Das Urteil der Geschworenen überrascht!
„Es geht letztlich nur um einen Wasserkocher“, zeigt sich Richterin Christina Salzborn verständnislos, wie denn ein Streit um ein Haushaltsgerät in einem Blutbad enden konnte. Zusammen mit seinem Bruder bereitete der 23-jährige Angeklagte das Frühstück zu, schnitt seelenruhig Tomaten. Sie wohnten in einer WG mit ihren zwei Cousins - die gleichzeitig den Wasserkocher benutzen wollten.
Anklage wegen dreifachen Mordes
Es wurde geschubst und geschlagen. Es brach ein Handgemenge aus. „Es war leider so, dass ich der einzige war, der ein Messer in der Hand hatte. Es war eine Sache von Sekunden. Ich hatte keine Zeit zum Nachdenken“, so der junge Syrer im Landesgericht Wien. Seine Cousins verletzte er schwer, seinen eigenen Bruder sogar lebensgefährlich. Er selber sieht sich nun mit einer Anklage wegen dreifachen Mordversuchs konfrontiert.
Wir waren ineinander verstrickt und dann ist das passiert. Ich denke nicht, dass jemand von uns das Messer wahrgenommen hat.
23-jähriger Syrer im Wiener Landesgericht
Berechtigte Frage von Verteidiger Peter Philipp: „Warum sollte er seinen eigenen Bruder umbringen?“ Gerade weil er vor den Geschworenen erklärt: „Er ist für mich alles. Er ist mein bester Freund. Ich liebe ihn sehr.“ - mit dem Tatbestand des versuchten Mordes hätte das laut Anwalt Philipp nichts zu tun.
Auch mit seinen Cousins sei der 23-Jährige seit Kindheitstagen gut befreundet. Die Messerstiche wären unabsichtlich, in einer Art Unfall passiert. Sein Bruder wäre ins Messer geschubscht worden.
Von einer Mordanklage zur bedingten Haftstrafe
Die große Überraschung bei der Urteilsverkündung: von der Mordversuchsanklage bleibt wenig übrig. Einstimmig sprechen die Geschworenen den Syrer von diesem Tatbestand frei, sehen die Messerstiche als fahrlässige Körperverletzung.
Während dem jungen Mann zu Beginn der Verhandlung lebenslange Haft drohte, fasst er jetzt lediglich drei Monate bedingte Haft aus. Die Staatsanwaltschaft gibt dazu vorerst keine Erklärung ab. Der 23-Jährige wird noch im Gerichtssaal enthaftet - vor der Tür sein Bruder und die Cousins voller Freunde ...
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