Jetzt unvermeidlich

Papst Franziskus scheute Narkose lange

Ausland
07.06.2023 17:24

Papst Franziskus (86) leidet an schmerzhaften Darmbeschwerden und musste am Mittwoch noch operiert werden. Der 86-jährige Pontifex wurde einer Operation bei geöffneter Bauchdecke unterzogen, um einen Darmverschluss abzuwenden. Zuvor hatte er wegen schlechter Erfahrungen lange die Narkose gescheut, wie er vor einiger Zeit erwähnt hatte. Einen Stellvertreter hat das Oberhaupt der katholischen Kirche nicht.

Es habe keine befristete Übergabe gegeben, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Er wird mitunter als die „Nummer zwei“ im Vatikan bezeichnet. Parolin geht davon aus, dass der Papst nach seinem Eingriff auch vom Krankenbett aus die Amtsgeschäfte weiter führen wird. Akten zu dringenden Angelegenheiten würden ihm notfalls gar in das Krankenhaus gebracht werden. Im Kirchenrecht ist ebenfalls von keinem Stellvertreter die Rede.

Papst Franziskus hat in der Vergangenheit selbst erklärt, dass er schon im ersten Jahr seines Pontifikats eine „bedingte Rücktrittserklärung“ hinterlegt habe. In ihr ist geregelt, dass der römische Bischofsstuhl auch dann als leer gilt, wenn er durch Krankheit oder andere Umstände wie Entführung dauerhaft nicht mehr in der Lage ist, sein Amt auszuüben. Ob das eingetreten ist oder nicht, müssten die Kardinäle beurteilen, die auch für die Wahl eines neuen Papstes zuständig sind.

Papst Franziskus (Bild: AP)
Papst Franziskus

Rücktritt wegen Gesundheitsproblemen?
Kirchenrechtlerinnen und Kirchenrechtler haben in den vergangenen Jahren immer wieder auf Lücken im Gesetz hingewiesen, beispielsweise im Fall dauerhafter Bewusstlosigkeit. Sie forderten den Papst vergeblich auf, diese zu schließen.

„Wir folgen ihm mit unserer Zuneigung. Wir begleiten ihn mit unseren Gebeten und hoffen, dass er sein Amt wieder ausüben kann", sagte die „Nummer zwei“ im Vatikan am Mittwoch. „Die Operation, die in den letzten Tagen von dem medizinischen Team, das dem Heiligen Vater zur Seite steht, abgestimmt wurde, wurde aufgrund einer eingeklemmten Laparozele notwendig. Der Aufenthalt in der Gesundheitseinrichtung wird mehrere Tage dauern, um den normalen postoperativen Verlauf und die vollständige funktionelle Wiederherstellung zu ermöglichen“, hieß es in der Presseaussendung des Vatikans. Bei einer Laparozele handelt es sich um einen Bruch der Bauchwand (Hernie), der aufgrund einer Operationsnarbe entsteht.

Schon vor einigen Monaten hatte der Argentinier Franziskus berichtet, dass sich Ausstülpungen im Dünn- und Dickdarm wieder bemerkbar machen würden. Es handelt sich bereits um die dritte Einlieferung des Papstes in die römische Poliklinik seit Juli 2021. In Interviews hatte er zuletzt nicht ausgeschlossen, dass er wegen Gesundheitsproblemen zurücktreten könnte. Er sprach von „Müdigkeit, die einen die Dinge nicht klar sehen lässt.“ 

Schönborn: „Mit Gebeten begleiten“
Zusätzlich zu den Darmproblemen hat Franziskus Knieprobleme und muss daher oft im Rollstuhl zu Terminen erscheinen. Es sei eine „körperliche Demütigung.“ Im Februar hatte der Papst jedoch noch betont, dass er derzeit keinen Amtsverzicht plane. 

Österreichs Bischöfe übermittelten dem Papst Gebete und Genesungswünsche. „Meine Gebete und Gedanken gelten heute Nachmittag ganz besonders Papst Franziskus, der sich in diesen Stunden erneut einer schweren Operation unterziehen muss“, schrieb beispielsweise der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn am Mittwoch auf Twitter. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler bat alle Gläubigen um Gebete „angesichts der ernsthaften Operation (...).“

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