Zeitreise mit den Ohren: Die große Orgel in der Wiener Votivkirche klingt als eine von wenigen noch genau wie vor 140 Jahren, als Komponist Anton Bruckner sie selbst auf Herz und Nieren prüfte. Doch sie ist in Gefahr.
Organist Craig Humber gerät ins Schwärmen, wenn er von „seiner“ Orgel in der Votivkirche spricht. Tatsächlich ist sie eine Seltenheit als eine von wenigen komplett erhaltenen Orgeln aus dem 19. Jahrhundert. Humber nennt die Orgel ein „Klangdenkmal“. Sie wurde 1878 von der Manufaktur Walcker errichtet und von Komponist Anton Bruckner persönlich für gut befunden.
Ein „Einhorn“ unter den Orgeln
Damit lässt sich in der Votivkirche als einem von wenigen Orten auf der Welt Orgelmusik so hören, wie sie damals tatsächlich geklungen hat. Die Walcker-Orgel ist inzwischen quasi das Einhorn unter den Orgeln: Fast überall sonst in Europa wurden alte Orgeln in den letzten Jahrzehnten aus Kostengründen umgebaut - wenn sie denn überhaupt den Krieg unbeschadet überstanden hatten.
Musik hören und Gutes tun zugleich
Auch die Walcker-Orgel ist in Gefahr. Die Restaurierungsarbeiten an der Votivkirche haben die Substanz zusätzlich belastet. Humber rechnet mit Restaurierungskosten von bis zu 500.000 Euro. Um diese Summe zusammenzubekommen, hat sich nicht nur der Verein der Freunde der Walcker-Orgel zusammengefunden, sondern auch einige der bekanntesten Organisten Europas: Sie werden die Orgel jeden Freitag im Juni bei der Reihe „Orgelklang“ zum Klingen bringen.
Um den bescheidenen Eintrittspreis von 20 Euro kann man so nicht nur an vier Abenden im Juni großartige Orgelmusik genießen, sondern einen Teil dazu beitragen, dass auch künftige Generationen noch die Walcker-Orgel so hören, wie sie schon vor 140 Jahren klang.
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