Ralf Rangnick im Gespräch mit der „Krone“. Wie aus dem Schul-Lehrer der Fußball-Lehrer wurde, wie er mit Kritik und auch Lob umgeht und was er am Teamchefjob so spannend findet. „Dieses Pingpong-Spiel macht gar keinen Sinn“, wollte er auf einen Sager von Cristiano Ronaldo nicht näher eingehen.
„Krone“: Abitur, Lehramtsstudium für Sport und Englisch, parallel dazu Amateurfußballer - wann entschied sich Ralf Rangnick dazu, Fußball-Lehrer werden zu wollen?
Ralf Rangnick: Das erste Mal stellte sich die Frage 1983 am Ende des Studiums. Ich bin mit Ulm als Spieler von der dritten in die zweite Liga aufgestiegen, hatte ein Zweijahres-Angebot, gleichzeitig habe ich zusätzlich die D-Jugend von Ulm trainiert und als damals Jüngster mit 24 auch schon die Zulassung zum Fußballlehrer-Lehrgang gehabt. Dann habe ich zwei Wochen überlegt, ob ich das Ulm-Angebot annehme und dafür mein Studium unterbreche, letztendlich habe ich mich dafür entschieden, Spielertrainer bei meinem Heimatverein Viktoria Backnang zu werden. Endgültig wurde aus dem Schul-Lehrer Rangnick der Fußball-Lehrer Rangnick, als ich A-Jugendtrainer beim VfB Stuttgart wurde und 1995 den Regionalligaklub Reutlingen übernahm.
Warum gab es nie den Fußballer Rangnick?
Dann hätte ich das Ulm-Angebot annehmen müssen, die zweite Liga hätte ich mir zugetraut, die erste weiß ich nicht. Mein Sprunggelenk erinnert mich heute noch daran, dass es wahrscheinlich nicht lange mitgemacht hätte. Letztendlich war alles eine Entscheidung Bauch gegen Verstand, am Ende hat mein Verstand gesagt, dass ich Trainer werden soll.
Nach vielen, vielen Trainerjahren sind Sie nun Teamchef. Wie ist das eigentlich, wenn für gewisse Positionen Spieler aktuell nicht vorhanden sind? Als Klubtrainer kann man einen Spieler kaufen, als Teamchef nicht.
Dann muss man ein bisschen ,out of the box‘ denken, das haben wir auch gemacht. Wir haben gegen Italien mit vier Innenverteidigern gespielt. Manchester City, die beste Mannschaft der Welt, spielt momentan ebenfalls mit vier gelernten Innenverteidigern und wird wahrscheinlich Samstag die Champions League gewinnen. Das macht die Teamchefsache aber auch so spannend: Du hast natürlich Nachteile, indem du niemanden kaufen kannst, du hast die Spieler nicht so oft im Training, aber du kannst umgekehrt immer die aktuell besten Spieler zum Lehrgang einladen.
Themenwechsel: Wie gehen Sie mit Kritik um, was sagen Sie, wenn zum Beispiel ein Herr Ronaldo spöttisch meint, dass er von Ihnen, bevor Sie zu Manchester United kamen, noch nie gehört hatte, er sich fragte, wie man Berater sein kann, wenn man nicht einmal Trainer ist?
Zum Fall Ronaldo: Man hat von mir bis heute keine Reaktion darauf gehört und ich werde auch nicht darauf eingehen. So ein Pingpong-Spiel macht überhaupt keinen Sinn. Zum Thema Kritik: Ich bin ein sehr gerechtigkeitsorientierter Mensch, dann ist es in dieser Fußballbranche teilweise schwierig. Manchmal wird etwas ohne viel Hintergrund geschrieben, du musst damit leben. Wie sagt man so schön: „Wenn du die Hitze der Küche nicht verträgst, dann wirst du besser nicht Koch.“
Und wie gehen Sie mit Lobeshymnen um - da gab es ja auch viele. Verspürten Sie da gleich einen großen Druck?
Wenn ich sehenden Auges von Manchester United direkt hierher nach Österreich gehe, ist ja auch klar, dass unser aller Anspruch und unser aller Erwartungshaltung ist, dass wir zur Europameisterschaft nach Deutschland wollen. Das wollen wir schaffen, wohlwissend, dass das in einer Gruppe mit Belgien und Schweden kein Selbstläufer wird. Das ist aber nicht nur die Erwartungshaltung von Medien und Fans, das ist auch unser eigener Anspruch, dass wir das schaffen.
Zum Abschluss: Schnitzel oder Maultasche, eine Spezialität aus Ihrer Heimat Baden-Württemberg?
Vor Kurzem wurde ich gefragt: Tafelspitz oder Maultasche? Da sage ich eindeutig Tafelspitz. Wiener Schnitzel ab und zu mal, das muss aber auch richtig gut sein. Maultaschen esse ich gerne in meiner Heimat, ich mag beides gern.
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