Höhere Mieten, teurere Lebensmittel: Viele Familien müssen aktuell mehr auf ihr Geld schauen. Das führt auch dazu, dass sich weniger Väter Zeit für ihren Nachwuchs nehmen, kritisiert Expertin Bernadette Pöcheim.
Hunderte werdende Eltern kommen jedes Jahr zu Bernadette Pöcheim in die Frauenabteilung der steirischen Arbeiterkammer. Neben Babybett und Windeln müssen sie sich auch fragen: Wie wird sich das alles finanziell ausgehen? Wer soll wie viel arbeiten? „Wir haben zwar immer mehr Anfragen zum Thema Väterkarenz und Papamonat. Sobald sie zu rechnen beginnen, merken aber viele Eltern: Das können wir uns nicht leisten.“
Schon nach der Pandemie, sagt Juristin Pöcheim, sei die Zahl der Väter, die im Beruf zurückstecken, geringer geworden. „Jetzt mit der Inflation merken wir das noch stärker.“
Frauen rechnen nicht nach, wie viel Geld sie durch Karenz und Teilzeit verlieren - Männer aber schon. Bei Frauen ist es Voraussetzung, bei Männern eine Option.
Bernadette Pöcheim, Leiterin der AK-Frauenabteilung, übt Kritik an der traditionellen Rollen-Aufteilung
Zu wenig Geld
Denn wer einen Papamonat in Anspruch nimmt, bekommt dafür nur ca. 720 Euro - egal, wie viel er vorher verdient hat. „Damit können manche nicht einmal die Miete zahlen“, sagt Pöcheim. Davor muss man mindestens 182 Tage lang erwerbstätig gewesen sein. „Wer arbeitslos war oder Saison arbeitet, hat keinen Anspruch.“
Nur etwa zehn Prozent der Väter nutzen die Möglichkeit, ihre Partnerinnen in den ersten Wochen voll und ganz zu unterstützen – „zu wenig!“
Papa-Sein ist ansteckend
Trotz allem weiß Pöcheim auch Positives zu berichten: „Wer sich Zeit für den Nachwuchs nimmt, bereut das quasi nie. In vielen Firmen sehen wir, dass Papamonat und Väterkarenz anstecken: Wenn es einmal einer tut, folgen viele andere nach.“
Außerdem wichtig zu wissen: Väter haben einen Rechtsanspruch sowohl auf Karenz – wie die Mutter – als auch auf den Papamonat. Der Arbeitgeber darf also nicht Nein sagen.
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