Mit Verbrenner oder elektrisch - die Zukunft bei Porsche wird vor allem eines sein: schnell. Zum 75. Markengeburtstag haben die Zuffenhausener die Studie eines vollelektrischen Supersportwagens mit 900-Volt-Technik vorgestellt. Und Boss Oliver Blume erklärt, wo die Reise hingeht.
Ob jetzt ein Tesla Model S Plaid mit seiner Leistung den Nordschleifen-Rekord des Taycan wegspült, darf den Herrschaften egal sein, auch wenn es sie vielleicht ein wenig juckt. Pure Leistung war nie das, was einen Porsche schnell gemacht hat. Und so hat auch die gerade vorgestellte Studie nicht die Brachialleistung des Nevera aus der Partner-Schmiede Rimac.
Wie viel Leistung drinstecken wird, verraten sie nicht, aber das Leistungsgewicht soll ein Kilogramm pro PS betragen. Hätte der Mission X die gleiche Leistung wie der Nevera, müsste er also über zwei Tonnen wiegen - und davon ist nicht auszugehen.
„Mission X ist ein Bekenntnis zum Markenkern“
Wohin steuert Porsche in der Zukunft? Verbrenner oder Elektro? Werden die Autos autonom oder behält der Fahrer das Steuer in der Hand? „Der Mission X ist unser Bekenntnis zum Sportwagenkern der Marke Porsche“, sagte der oberste Lenker in Zuffenhausen. „Er schlägt die Brücke vom Hybrid- zum vollelektrischen Antrieb“. Ein klarer Hinweis, welches Erbe der Mission X antreten soll: das des 918 Spyder. Auf der Nordschleife des Nürburgrings knackte der 887 PS starke Supersportler mit einer Rundenzeit von 6:57 Minuten als erstes Fahrzeug mit internationaler Straßenzulassung die Sieben-Minuten-Marke. Die soll jetzt der Mission X unterbieten. Und vermutlich auch den vom Mercedes-AMG One gehaltenen aktuellen Rekord für straßenzugelassene Fahrzeuge von 6:35,183 Minuten. „Die Rennstrecke“, so Oliver Blume, „war schon immer unser Testfeld“.
Stolze 770.000 Euro kostete der 918 damals bei seiner Vorstellung 2013. Man darf bezweifeln, dass die Serienversion des Mission X viel günstiger wird. Und noch hat Blume nicht bestätigt, dass der 1,20 Meter flache Supersportler mit den nach vorne oben öffnenden Türen im Le-Mans-Stil in Serie geht. Doch Konzeptfahrzeuge haben auch die Aufgabe, den Markt abzutasten und Weichen für die Zukunft zu stellen. Vor allem aber sollen sie zeigen, was technisch möglich ist.
„Der Mission X ist unser Technologie-Leuchtturm für den Sportwagen der Zukunft“, betonte Blume. „Abgesehen vom 918 Spyder fährt er in den Spuren unserer Supersportler-Legenden 959 und Carrera GT.“ Dazu passen seine kompakten Abmessungen mit den extrem kurzen Überhängen. Der nur rund 4,50 Meter kurze Sportler hat einen verhältnismäßig langen Radstand von 2,73 Metern.
Wie im Le-Mans-Rennwagen klappen die oben sowie an der A-Säule angeschlagenen Türen beim Öffnen nach vorne. Eine Reminiszenz an den Porsche 917. Auch die vertikalen Scheinwerfer nehmen Formen klassischer Rennwagen wie Porsche 906 oder 908 auf. Das Heck prägt eine fast schwebende Leuchteinheit mit illuminiertem Porsche-Schriftzug in der Mitte, mit einem beim Ladevorgang pulsierenden „E“.
Akku im Schaufenster
Wo herkömmliche Hypercars stolz ihre 8-, 10- oder 12-Zylindermotoren zur Schau stellen, erlaubt der Mission X durch eine Glasscheibe einen Blick auf seinen Akku. Nicht ohne Grund. Zum einen ist die Batterie zentraler Bestandteil der 900-Volt-Systemarchitektur, die superschnelle Ladezeiten erlaubt. An einer geeigneten Ladesäule soll der Strom doppelt so schnell fließen wie beim derzeitigen Topmodell der Marke, dem Taycan Turbo S, was eine Ladestärke in der Spitze von über 500 kW bedeuten würde. Zum anderen soll die mittige Position die Masse zentrieren und für neutrales Kurvenverhalten sorgen. Gesetzt sind Antriebswerte, die deutlich über dem Niveau des aktuellen 911 GT3 RS liegen. Was bedeutet: In der Spitze mehr als 300 km/h, und die Tempo-100-Marke sollte eine Serienversion in weniger als drei Sekunden knacken.
Carbon-Kuppel für zwei
Wie bei allen sportlichen E-Fahrzeugen ist Leichtbau ein elementarer Baustein. So sitzen Fahrer und Beifahrer unter einer verglasten Kuppel aus Kohlefaser-Verbundstoff. Der Innenraum mit den ins Monocoque integrierten Sitzschalen aus kohlefaserverstärktem Kunststoff ist asymmetrisch auf den Fahrer ausgerichtet. Sollte der Wagen in Serie gehen, so peilt Porsche ein Leistungsgewicht von einem Kilogramm pro PS an. Das wären dann weit über 1000 PS.
Wer will, kann dann jederzeit seine schnellen Runden auf dem Rennkurs dokumentieren. Der Auslöser für die zahlreichen Bordkameras sitzt am oben offenen Volant. Denn noch etwas wurde an diesem Jubiläum der Marke klar: Bis ein Wagen aus Zuffenhausen voll autonom fährt, kann es dauern. „Das letzte Auto mit einem Lenkrad wird ein Porsche sein“, prognostizierte Chefdesigner und Vizevorstand Michael Mauer. Und noch eines wurde bestätigt an diesem 75. Geburtstag: Die Zukunft ist definitiv elektrisch. Bis 2030 will Porsche 80 Prozent aller Fahrzeuge mit vollelektrischem Antrieb ausliefern. Schon 2024 kommt der E-Macan, kurz darauf die E-Versionen der 718er-Modelle, also Cayman und Boxster. Auch der Cayenne. Selbst nach oben gibt es keine Grenzen: Ein E-SUV oberhalb des Cayenne ist ebenfalls angekündigt. (SPX,sms)
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