Von den 150 Millionen Euro an Verbindlichkeiten bei Kika/Leiner sind ein Gutteil Steuerstundungen. Für Kritik sorgt jetzt auch, dass es Geld (fünf Millionen Euro) von der COFAG gab.
Die Insolvenz von Kika/Leiner kommt auch die Steuerzahler teuer: Von den rund 150 Millionen Euro an Verbindlichkeiten entfällt dem Vernehmen nach ein Gutteil auf Steuerstundungen. Da der Möbelhändler eine Quote von 20 Prozent anstrebt, dürften dem Fiskus wohl 80 Prozent entgehen.
Auch andere Gläubiger, wie etwa Banken, können den Großteil ihrer Forderungen voraussichtlich abschreiben. Am Dienstag wird das Sanierungsverfahren offiziell eröffnet und ein Insolvenzverwalter bestellt. Dann gibt es neue Details.
Für große Aufregung sorgt außerdem, dass Kika/Leiner laut Transparenzportal während der Corona-Krise mehr als fünf Millionen Euro an Hilfsgeldern von der COFAG erhalten hat. Auch hier handelt es sich um Steuergeld.
Beobachter: Nicht überraschend
Aus Sicht von Branchenbeobachterinnen und -beobachtern kommt das angekündigte Sanierungsverfahren nicht überraschend. Die Möbelkette schrieb seit der Übernahme durch die Signa Holding 2018 durchgehend rote Zahlen. Es seien auch zuletzt noch Gelder geflossen, um die Kette über Wasser zu halten. In Benkos erstem Jahr als Eigentümer wies Kika/Leiner laut „WirtschaftsCompass“ 50 Millionen Euro Verlust aus. Der Umsatz ging auf 414 Millionen Euro zurück. In den Jahren 2019 und 2020 schrumpfte der Umsatz weiter. Offizielle Zahlen für das Vorjahr liegen noch nicht vor.
In Österreich hatte Signa 46 Standorte übernommen. Zu Kika/Leiner gehören jetzt 40. „Aus Signa Gruppensicht war die Übernahme von Kika/Leiner trotz schwierigen Marktumfeldes ein sehr gutes Investment“, hieß es aus dem Unternehmen noch kürzlich.
Jene Filialen, die schließen, wurden am Freitag regelrecht gestürmt – wegen einer Minus-30-Prozent-Aktion auf alles. Beim Leiner in Amstetten gab es Staus, in Steyr herrschte zu Mittag Blockabfertigung beim Einlass. Viele wollten noch Gutscheine einlösen. Neo-Eigentümer Hermann Wieser verspricht indes, dass Gutscheine ihre Gültigkeit behalten. Er will die Haftung übernehmen.
Kritik an Benko
Kritik wurde in dem Zusammenhang mit der Pleite unter anderem an Investor Rene Benko laut. Er hatte das operative Geschäft um einen symbolischen Euro erworben und es ebenfalls um einen symbolischen Euro an Herbert Wieser verkauft. Inzwischen hat Benko die restlichen Immobilien der Gruppe um 350 Millionen Euro an den Investor Supernova verkauft. Kurz nach dem Einstieg 2018 hatte er gleich 22 Kika-Standorte in Osteuropa an den Mitbewerber XXXLutz verkauft.
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