Die Zukunft von Porsche ist definitiv vor allem elektrisch, sagt Boss Oliver Blume. Dennoch bekommt der mächtig überarbeitete Cayenne in der S-Version nun neuerdings einen V8 eingepflanzt - und die Ansage mit auf den Weg, dass er noch viele Jahre halten muss. Für diesen langen Zyklus ist er bestens gerüstet, wie wir „erfahren“ haben.
Spätestens 2026 soll der Cayenne mit reinem Elektroantrieb kommen. Zuletzt war noch unklar, was das für die Verbrennerversionen heißen wird. Doch Porsche-Österreich-Chef Helmut Eggert machte jüngst bei einer Fahr-Party am Salzburgring klar, dass der Auspuff-Cayenne noch lange weitergebaut wird, parallel zum elektrischen.
Ein Großteil des Modell-Portfolios - vom Boxster T bis zum GT3 RS - war an der Traditionsrennstrecke angetreten, um sich auf öffentlichen Straßen drumherum zu präsentieren. Dabei gehörte der neue Cayenne zu den faszinierendsten Vertretern seiner Marke, weil sein Fahrverhalten angesichts seiner schieren Größe und Masse immer wieder für Erstaunen sorgt. Die emotionale Verwandtschaft mit seinen wirklich sportlichen Brüdern ist ihm nicht abzusprechen. So katzenhaft geschmeidig, zugleich brachial im Antritt, präzise in der Kurve und zudem optisch elegant und feingeistig im Ambiente ist keiner seiner Konkurrenten.
Fahrgefühl wie im Sportwagen
Mit neuem adaptivem Zwei-Kammer-Luftfahrwerk, Hinterradlenkung und Wankstabilisierung wedelte das (nach DIN) 2,2 Tonnen schwere SUV-Coupé im Slalom auf eine Art, die viele reinrassige Sportwagen nicht draufhaben: Sogar bei wildem Links-rechts-Steuern neigt sich die Karosserie nicht ein Iota zur Seite, bleibt die Windschutzscheibenkante parallel zur Straße. Die mögliche Spreizung zwischen Komfort und Härte ist noch extremer als bisher.
Serie ist ein adaptives Stahlfahrwerk. Auch dieses verfügt über neue Dämpfer mit je zwei statt nur einem Ventil. Das erlaubt es, Zug- und Druckstufe unabhängig voneinander anzupassen.
Der 474 PS starke Vierliter-Biturbo-V8 - nun mit Mono- statt Twinscrollladern - löst den 34 PS schwächeren V6 ab. Er verfügt nicht nur über variable Ventilsteuerzeiten, sondern erstmals auch über einen umschaltbaren Ventilhub. Das steigert die Performance und senkt den Verbrauch (13,4-12,5 l/100 km). Kraft ist jederzeit satt vorhanden: Zwischen 2000 und 5000 Touren liegt ein maximales Drehmoment von 600 Nm an. So beschleunigt das Luxus-Schiff in 4,7 Sekunden von null auf 100 km/h und weiter bis auf 273 km/h. Tempo 200 steht nach 18,3 Sekunden am Tacho. Der Motorsound hängt ab von der Stellung der Auspuffklappen, von still bis sportlich, aber nie ungehörig.
Völlig neuer Innenraum
Eingestellt wird das und alles Weitere am neuen Zentral-Display, das wie der ganze obere Teil des Armaturenbretts an den Taycan angelehnt ist, inklusive dem Extra-Display für den Beifahrer, der dort sogar Netflix streamen kann (was der Fahrer dank spezieller Beschichtung nicht mitbekommt). Apple CarPlay und AndroidAuto funktionieren drahtlos.
Die Bedienung der Klimafunktionen passiert über eine Glasfläche auf der Mittelkonsole, was leider mäßig praktisch ist. Die Fläche ist nicht nur immer fingervertappst, sie spiegelt vor allem stark. Apropos: Auch die Verstellung der Außenspiegel ist nicht ideal. Weil komplett glatt, muss man für jeden Schritt hinsehen. Warum hat man da nicht die Einheit aus dem Macan übernommen? Da geht das blind.
Das Lenkrad stammt aus dem 911. Die Lenkung an sich nicht direkt, aber man merkt ihr die Verwandtschaft zu den echten Sportlern des Hauses an. Diesbezüglich ist Porsche in einer eigenen Klasse unterwegs.
Zart überarbeitete Optik
Äußerlich wurde nur in homöopathischen Dosen Hand angelegt, u.a. sind Motorhaube, Kotflügel und die Leuchten neu. Der Hinterwagen ist eine Spur breiter geworden. Auch beim SUV befindet sich das hintere Kennzeichen nun wie schon bisher beim Coupé-SUV im unteren Teil des Hecks. Die Räder (20 bis 22 Zoll groß) haben mit 790 mm einen größeren Durchmesser bekommen. Das dient nicht nur der Optik: Der gewachsene Radumfang ermöglicht einen niedrigeren Luftdruck und damit mehr Komfort.
Matrix-LED-Hauptscheinwerfer sind Serie, optional gibt es solche mit HD im Namen und 32.000 Pixel pro Seite. Damit sollen die Zeiten geblendeter Lkw-Fahrer im Gegenverkehr auf der Autobahn vorbei sein.
Preise ab 106.000 Euro
Wenn der neue Cayenne als SUV und SUV-Coupé im Juli zu den österreichischen Händlern rollt, dann stehen neben dem V8 noch der 353 PS starke Basis-V6 und der auf einem etwas schwächeren (304 PS) V6 basierende Plug-in-Hybrid zur Wahl. Der Hybrid hat nun eine Systemleistung von 470 PS und ein -drehmoment von 650 Nm. Der E-Motor leistet 130 kW/176 PS und ermöglicht mit der auf 25,9 kWh vergrößerten Batterie eine Normreichweite von 77 bis 90 Kilometer. Dank der NoVA-Befreiung ist der E-Hybrid der günstigste Cayenne, ab rund 106.000 Euro, Coupé 3000 Euro mehr.
Derzeit teuerstes Modell in der Preisliste ist mit 36 Prozent NoVA das V8-Coupé mit 158.000 Euro (SUV 7000 Euro günstiger), der V6 kostet gut 30.000 Euro weniger. Der Turbo GT wurde hierzulande ganz gestrichen.
Und sonst?
Allen bei der Fahrparty bereitstehenden Porsches würde man wohl sogar bei Blindverkostung die Verwandtschaft anmerken. Dem Taycan mit dem wohl besten Fahrverhalten eines Elektroautos zu einem sechsstelligen Preis, dem Panamera als Luxuslimousine mit einer unfassbaren Lenkung, dem sportlichen Macan GTS bis hin zum GT3 RS, der sich auf der Strecke als echter Rennwagen, auf der Landstraße als Gentleman erwies. Lediglich der spaßige Roadster 718 Boxster T fiel mit einer eklatanten Anfahrschwäche („das ist den CO2-Regelungen geschuldet“, erklärt Eggert) fiel etwas aus dem Rahmen.
Vielleicht sind es die guten Gene, die sich die Baureihen bei aller Unterschiedlichkeit teilen, die der Marke zu dauerhaftem Erfolg und Begehrlichkeit verhelfen. Wichtig für das wirtschaftliche Überleben sind vor allem die SUVs - auch wenn in der Verkaufsrangliste in Österreich ein anderes Modell an der Spitze steht: der 911. Noch eine Besonderheit haben wir hier in Österreich: Wegen der NoVA-Regelung wird hier vom Cayenne vor allem die E-Hybrid-Version verkauft - Porsche rechnet mit 98 Prozent.
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