Nach 44 Jahren im Polizeidienst hat sich Siegfried Grabner mitten in Klagenfurt seinen Lebenstraum erfüllt. Seit 2019 ist er Imker aus Leidenschaft und betreut mittlerweile mehrere Bienenvölker. Auch für eine Wildbiene hat er eine Heimat geschaffen.
„Seit 2019 kann ich endlich in Ruhe die friedlichen Bienen beim Nektarsammeln beobachten, der Königin beim Eierlegen zusehen, das Schlüpfen der Jungbienen, das Füttern der Bienenmaden durch Ammenbienen und den unermüdlichen Polleneintrag der Arbeiterbienen erleben“, erklärt der Imker. Gelernt hat der Tierfreund bei den „City Imkern“ von Klagenfurt mit einem Leih-Bienenvolk und unter fachkundiger Anleitung eines Coaches. Weitere Unterstützung gab es in den Anfängen durch den Obmann des Carnica Bienenzuchtvereines Stein im Jauntal, Hans Jansche. Bald wurden die ersten Bienenvölker angeschafft. „Bienen sind Lebewesen und benötigen im Zuge ihres Lebenszyklus auch eine entsprechende Pflege, Versorgung und Betreuung. Neben der Bienenbetreuung müssen auch die Bienenstöcke und die Ausstattung gewartet, die Honigernte verarbeitet sowie viele andere wichtige Tätigkeiten erledigt werden“, betont der Tierfreund.
Im zweiten Bienenjahr besuchte der ehemalige Polizist den notwendigen Grundlagenkurs, die Lebensmittelhygieneschulung sowie den Kurs für Varroosebekämpfung. Innerhalb weniger Monate wurde die Völkeranzahl durch Zukauf, selbst erstellte Kunstschwärme und Ableger auf über 20 Völker aufgestockt. Nach den erworbenen Kenntnissen begann der leidenschaftlilche Imker auch mit der Königinnenzucht und sich auch in der „API -Therapie“ (Gesundes aus dem Bienenvolk) und der „pflegenden Kosmetik aus dem Bienenvolk“ weiter.
Honig und Propolis
Deshalb kann Grabner neben den verschiedenen Honigsorten auch andere Produkte, die von den Bienen produziert werden anbieten wie Propolis (auch Bienenharz oder Kittharz), welches die Bienen von den verschiedenen Knospen sowie der Baumrinde sammeln und gemeinsam mit den Pollenanteilen, Wachs und eigenen Sekreten anreichern. Die Bienen verwenden Propolis als Konservierungsmittel und als Baumaterial zum Abdichten von Fugen und Ritzen. In den Bienenstöcken wirkt Propolis antibakteriell und hemmt die Ausbreitung von Viren, Bakterien und Pilzen.
Ohne Bienen geht nichts
Ganz wichtig ist Siegfried Grabner aber die Bewusstseinsbildung über die Bedeutung der Biene. Denn „sollte die Biene einmal von der Erde verschwinden, würde die Menschheit nur noch vier Jahre leben“, erklärt der Experte. Bienen brauchen den Nektar der Pflanzen als Nahrung zum Überleben - Pflanzen brauchen einen Bestäuber, um sich zu vermehren. Keine Biene mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Leben mehr - „dies sollte jedem Menschen bewusst sein!“
Sollte die Biene einmal von der Erde verschwinden, würde die Menschheit nur noch vier Jahre leben.
Siegfried Grabner
Mittlerweile betreut der ehemalige Polizist neben dem Bienenstand in der Landeshauptstadt mit 20 Bienenvölkern auch weitere Bienenstände in Grafendorf und Zeltschach (Gemeinde Friesach) sowie am Zirbitzkogel in der Steiermark. Von den Bienen der Rasse „Carnica“ (Apis mellifera carnica) werden im Tal beste Sorten wie Blüten- oder Waldhonig geerntet. Oberhalb der Baumgrenze am Zirbitzkogel tragen die Bienen vorwiegend Nektar vom Almrausch (Alpenrose) und von verschiedenen Alpenkräutern ein, die dem Honig eine goldgelbe Farbe sowie ein besonders mild fruchtiges Aroma verleihen.
Auch Wildbienen werden betreut
Nicht nur die Honigbienen, die sich zu 50.000 und mehr im Verband in den Stöcken aufhalten, sondern auch die solitär lebenden Wildbienen werden am Standort in Klagenfurt betreut. Da die Wildbienen (bei uns gibt es mehr als 500 Arten) auch eine sehr zentrale Rolle bei der Bestäubung übernehmen und teilweise bereits vom Aussterben bedroht sind, benötigen sie die Unterstützung vom Menschen, betont Grabner. Aus diesem Grund wurde ein Insektenhotel nach fachkundiger Anleitung für die rostrote Mauerbiene gebaut.
Im überdachten Rahmen des Hotels wurden verschiedene Holzsorten mit Bohrungen versehen sowie Bambus - und Holzröhrchen vom Hollerbusch eingebaut. Ein vor den Niströhren angebrachtes Drahtgeflecht verhindert den Angriff durch die Vögel - speziell durch den Specht. Innerhalb kurzer Zeit wurde die Unterkunft von den Wildbienen angenommen und nach wenigen Wochen war eine Vielzahl der Röhrchen bereits besetzt. Nach der Eiablage in den verschlossenen Niströhrchen entwickelt sich zunächst eine Larve, die sich später verpuppt und im nächsten Frühjahr als junge Wildbiene den Weg aus dem Nest sucht. Ein kleines, aber feines Naturschauspiel mitten in Klagenfurt.
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