Auch am Samstag war der Ansturm auf das vor der Schließung stehende Traditions-Möbelhaus in der Linzer Grillparzerstraße wieder gewaltig. Bereits vor Geschäftsöffnung sicherten sich Schnäppchenjäger die beste Ausgangspositionen, um möglichst als erste in den Laden stürmen zu können.
„Unglaublich, was die Leute da alles rausschleppen, nur weil’s gerade viel billiger ist als sonst. Das kann mir keiner einreden, dass jeder so viel Schnickschnack braucht“, war ein „Zaungast“ sichtlich baff, als er am Samstag um 7.30 Uhr beim Leiner-Abverkauf in der Grillparzerstraße 25 in Linz vorbeikam. Denn die Warteschlange vor dem Möbelhaus war extrem lang, und einige eingefleischte Schnäppchenjäger hatten sich bereits auf Campingstühlen die besten Plätze für den Sturm ins vermeintliche Preisparadies gesichert.
Ich bin zum Schnäppchenjagen gekommen und möchte mal schauen, was es so an kleinen Dingen zu erwischen gibt. Und ich will auf jeden Fall für zuhause Polster einkaufen.
Manfred Schwarz (61), Linz
Nur eine einsame Trauerkerze beim Eingang mahnte, dass der Ausverkauf eigentlich kein Grund für fröhlich-feixende Gesichter und Shoppingspaß ist, sondern vielmehr Anlass zur Trauer um ein weiteres Stück österreichischer Tradition gibt.
Nächste Woche Insolvenz geplant
In der kommenden Woche will die Möbelkette laut Medienberichten Insolvenz anmelden. Der neue Eigentümer soll ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung anstreben. Damit würde ein Insolvenzverwalter die Fäden ziehen.
Ich habe meine Schwiegertochter begleitet. Wir haben aber nicht damit gerechnet, dass der Andrang beim Leiner gar so groß sein wird. Vielleicht gibt es ein paar Schnäppchen.
Angela Pirklbauer (62), Kirchschlag
Der Linzer Rechtsanwalt Rudolf Mittlerlehner hat große Insolvenzen abgewickelt, wie jene der Drogeriekette daily. Er sagte im ORF-Interview: „Man muss jedenfalls ein Fortführungskonzept haben, und ich gehe davon aus, dass dies gerade erstellt wird. Also eine Erfolgsrechnung, dass während des Verfahrens keine weiteren Verluste entstehen und danach auch finanziert werden kann. Wichtig ist ein Finanzplan, eine Liquiditätsrechnung, um nachzuweisen, dass ich diese Verbindlichkeiten, die entstehen, auch zahlen kann.“
„Krone“-Kommentar: Der Leiner ist meiner
Ja, eh, die Teuerung und überhaupt, ein Schnäppchen macht eigentlich jeder gern. Aber trotzdem hat es einen Beigeschmack von Leichenfledderei, wenn jetzt die Massen das marode Möbelhaus stürmen.
Dabei möchte ich gar nicht den Pharisäer spielen - wenn ich Zeit gehabt hätte, wär ich wahrscheinlich auch auf Schnäppchenjagd gegangen. Aber zum Glück ging sich’s nicht aus.
Wenn der Konsumrausch verflogen ist und man dann mit ein paar überflüssigen Dingen mehr zuhause sitzt, kommt meist - wie nach so vielen Sünden - das schlechte Gewissen über die sinnlose Völlerei.
Nur ganz oben, da fehlt’s an solchen Emotionen. Da wird kalt gerechnet, abkassiert und ungeniert weitergemacht.
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