Bei "Occupy"-Protest
USA: Erneut Wirbel um Pfefferspray-Attacke der Polizei
Die Studenten der Universität Davis, einer Kleinstadt unweit von Sacramento, hatten sich Ende vergangener Woche der Aufforderung der Polizei, eine Sitzblockade zu beenden, widersetzt. Vor laufenden Kameras greift einer der anwesenden Beamten daraufhin zum Pfefferspray, schüttelt diesen seelenruhig, geht auf die am Boden sitzenden Demonstranten zu und verpasst ihnen eine volle Ladung des Reizstoffs.
Alles nur um die friedlich demonstrierenden Studenten zum Aufstehen zu bewegen, so der öffentliche Aufschrei, nachdem sich das Video des Vorfalls via YouTube wie ein Lauffeuer im Internet verbreitet hatte. Im Hintergrund der Aufnahmen sind schreiende Menschen zu vernehmen. "Das sind doch bloß Kinder", ist etwa eine sichtlich mitgenommen Frau zu hören. Elf Beteiligte mussten sich nach der Attacke in ärztliche Behandlung begeben, zwei wurden ins Krankenhaus gebracht. Zehn Aktivisten wurden festgenommen.
Uni-Rektorin im Kreuzfeuer der Kritik
Auch die Rektorin der Universität, Linda Katehi, gibt sich schockiert und bezeichnet das Vorgehen als "traurig und völlig unangemessen". Doch mittlerweile werden die Rufe nach ihrem Rücktritt immer lauter. Katehi habe dem Polizeieinsatz zugestimmt, kritisiert die "Davis Faculty Association". Sie wirft der Rektorin absolutes Versagen vor, zudem habe sie versucht die Untersuchung der Pfefferspray-Attacke zu behindern, heißt es weiter. Katehi, die laut eigenen Angaben nicht an einen Rücktritt denke, kündigte indessen eine Task-Force an, die den Vorfall untersuchen soll.
Zwei Polizisten vom Dienst suspendiert
Die Polizei bezeichnete das Vorgehen gegen die Studenten zunächst als Standardprozedur, verstrickte sich aber rasch in Widersprüchen. So hätten die Beamten nach Angaben der Behörden lediglich versucht, das Campus-Gelände zu verlassen, und seien von den Studenten daran gehindert worde – was aber durch das Video rasch widerlegt werden konnte. Mittlerweile wurden zwei der in den Vorfall verstrickten Polizisten vom Dienst suspendiert.
Auch wenn es seit Beginn der "Occupy"-Protesten vor zwei Monaten immer wieder zu Übergriffen dieser Art gekommen ist, stelle die Attacke auf die sitzenden Studenten einen neuen Tiefpunkt der Polizeigewalt dar, sind Kritiker überzeugt. Zuletzt traf es die 84-jährige gebürtige Österreicherin Dorli Rainey in Seattle (siehe Infobox), die daraufhin zum neuen Gesicht der Bewegung avancierte. Und in New York kam es bei einem Protestmarsch Ende vergangener Woche zu heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Mehr als 250 Menschen wurden festgenommen.
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