Kiews Gegenoffensive
Einkesselung befürchtet: Russen geben Ort auf
Die ukrainische Gegenoffensive dürfte Wirkung zeigen. Kremlnahe russische Militärblogger haben am Sonntag vermeldet, dass die Ortschaft Blahodatne in der Region Donezk in der Ostukraine von Putins Truppen aufgegeben wurde. Moskaus Kämpfer hätten dort eine Einkesselung befürchtet. Unterdessen sind laut Kiew bei einem russischen Angriff auf ein Rettungsboot in den Überschwemmungsgebieten drei Menschen getötet worden.
Ukrainische Soldaten haben nach Militärangaben aus Kiew im größtenteils von Russland besetzten Gebiet Donezk mehrere Orte eingenommen.
Ukrainische Flagge gehisst
Die Truppen veröffentlichten am Sonntag ein Video (siehe Tweet unten), auf dem das Hissen der ukrainischen Flagge auf einem halbzerstörten Gebäude in Blahodatne (43 Kilomter von Dnezk entfernt) zu sehen ist.
„Erste Ergebnisse der jüngsten Gegenangriffe“
Es seien auch Gefangene genommen worden, hieß es. Ein Sprecher des ukrainischen Militärs sagte im Fernsehen, bei der Rückeroberung des Dorfes handle es sich um die ersten, örtlich begrenzten Ergebnisse der jüngsten Gegenangriffe. Es ist das erste Mal, seit diese Gegenangriffe in den vergangenen Tagen gestartet wurden, dass die Befreiung eines Ortes bekanntgegeben wird.
Die Ukraine hat sich zum Stand der seit langem erwarteten, groß angelegten Gegenoffensive bedeckt gehalten. Russland hatte in der vergangenen Woche mindestens zwei Mal erklärt, ukrainische Angriffe bei dem nahe von Blahodatne gelegenen Dorf Welyka Nowosilka zurückgeschlagen zu haben.
Drei Tote bei russischem Angriff auf ukrainisches Rettungsboot
Laut der Ukraine sind unterdessen bei einem russischen Angriff auf ein Rettungsboot in den Überschwemmungsgebieten drei Menschen getötet worden. Zehn weitere Personen seien verletzt worden, erklärte der Gouverneur der Oblast Cherson, Olexander Prokudin, auf Telegram. Das Boot habe Menschen aus überfluteten Teilen der Besatzungsgebiete in die von der Ukraine kontrollierte Stadt Cherson bringen wollen.
Unter den Toten sei ein 74-jähriger Mann, der eine Frau habe schützen wollen und dabei in den Rücken getroffen worden sei. Wie russische Truppen das Boot angegriffen haben, ging aus Prokudins Mitteilung nicht hervor. Russland weist Vorwürfe, Zivilisten anzugreifen, zurück. Russland und die Ukraine haben sich gegenseitig vorgeworfen, Evakuierungsgebiete zu beschießen.
Ukraine behauptet: Sechs Drohnen an Grenze zu Russland abgeschossen
Die ukrainischen Luftstreitkräfte informierten am Sonntag auch über den erneuten Abschuss von sechs Drohnen im Gebiet Charkiw und Sumy an der Grenze zu Russland. Auch russische Regionen meldeten erneut Beschuss von ukrainischer Seite. In der Region Kaluga schlugen laut Behörden zwei Drohnen ein. Über Verletzte oder größere Schäden war zunächst nichts bekannt.
Russland meldet Zerstörung von ukrainischer Panzerkolonne
Russische Truppen haben nach Angaben der Regierung in Moskau unterdessen mindestens sieben deutsche Leopard-Panzer und fünf Bradley-Panzer aus den USA zerstört. In der Region Saporischschja sei eine Kolonne gepanzerter Fahrzeuge getroffen worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Mehr als ein Dutzend ukrainischer Angriffe seien zuletzt abgewehrt worden.
Nach Staudamm-Zerstörung: Suche nach Vermissten geht weiter
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms im Kriegsgebiet im Süden der Ukraine im Gebiet Cherson ging am Sonntag die Suche nach Vermissten weiter. Das ukrainische Innenministerium teilte am Sonntag mit, dass auf der von Kiew kontrollierten rechten Seite des Dnipro-Ufers noch 32 Ortschaften mit 3.784 Häusern überschwemmt seien. 29 Menschen würden vermisst, hatte die Behörde am Vorabend mitgeteilt.
Kiew behauptet in Video: Russen sprengten Damm, um Vorstoß zu stoppen
1400 Einsatzkräfte seien beteiligt daran, die Folgen der Flut nach dem Bruch des Staudamms zu beseitigen, hieß es. Auch auf der von Russland besetzten Seite des Ufers dauerte die Evakuierung von Ortschaften an. Tausende Menschen wurden auf beiden Seiten des Flusses in dem umkämpften Gebiet in Sicherheit gebracht.
„Gegenoffensiv- und Defensiv-Aktionen“
Kremlchef Wladimir Putin hatte am Freitag gesagt, diese Offensive der Ukraine habe bereits begonnen. Ukraines Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zufolge geht sein Land mit „Gegenoffensiven“ an der Front gegen die russischen Truppen vor. Es fänden „Gegenoffensiv- und Defensiv-Aktionen“ statt, er werde aber „keine Einzelheiten“ nennen, sagte Selenskyj am Samstag in Kiew.
Moskau und Kiew Ukraine tauschten Kriegsgefangene aus
Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte zudem auf Telegram mit, 94 Russen seien nach Verhandlungen aus ukrainischer Gefangenschaft entlassen und zur Untersuchung in eine medizinische Einrichtung gebracht worden. Ein Vertreter der Regierung in Kiew erklärte, 95 ukrainische Soldaten seien zurückgekehrt. Einige von ihnen seien verwundet. Die zurückgekehrten Soldaten seien unter anderem bei Mariupol, Tschernobyl, auf der Schlangeninsel im Schwarzen Meer sowie in dem jüngst an Russland gefallenen Bachmut im Einsatz gewesen.
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