Großeinsatz der Polizei auf der Westautobahn in Oberösterreich, weil aus einem tschetschenischen Hochzeitskonvoi wild herumgeballert wurde. Die Gäste hatten zwei Schreckschusspistolen, zwei Kampfmesser und einen Schlagring im Anzug bei sich. Viele fragen sich, ja, darf man das? Natürlich nicht. Wie teuer eine Verwaltungsanzeige wird, hängt aber von der jeweiligen Behörde, sprich Bezirkshauptmannschaft ab.
Das Hemd: blütenweiß. Der Anzug: dunkel. Die Krawatte: sitzt perfekt. Die Schuhe: blitzblank. Etwas vergessen? Ja: Der Schlagring und das Kampfmesser müssen unbedingt mit – so muss man es sich wohl vorstellen, als sich am Samstag die Gäste für eine Tschetschenen-Hochzeit fein machten. Gegen 12.30 Uhr ballerten zwei Mitfahrer dann – wie berichtet – während der Fahrt auf der Westautobahn bei Lindach mehrmals mit Schreckschusswaffen in die Luft. Die Kolonne wurde von der Polizei am Rastplatz Allhaming-Süd quasi aus dem Verkehr gezogen. Die Beamten stellten bei der Durchsuchung der zehn Autos zwei Schreckschusswaffen, zwei Kampfmesser und einen Schlagring sicher: Waffenverbot, zahlreiche Verwaltungsanzeigen.
Solche martialischen Hochzeitsfeiern sind zwar kein Dauerzustand, aber auch längst keine Ausnahme mehr, wie der Blick ins „Krone“-Archiv zeigt: „Freudenschüsse“ gehören besonders bei Tschetschenen offenbar zur Tradition. Das kann allerdings, je nach Behörde, verhältnismäßig teuer werden: bis zu 500 Euro sind laut Sicherheitspolizeigesetz möglich.
Störung der öffentlichen Ordnung, Paragraph 81
Wer durch ein Verhalten, das geeignet ist, berechtigtes Ärgernis zu erregen, die öffentliche Ordnung stört, begeht eine Verwaltungsübertretung und ist mit Geldstrafe bis zu 500 Euro zu bestrafen, es sei denn, das Verhalten ist gerechtfertigt, insbesondere durch die Inanspruchnahme eines verfassungsgesetzlich gewährleisteten Rechts. Anstelle einer Geldstrafe kann bei Vorliegen erschwerender Umstände eine Freiheitsstrafe bis zu einer Woche, im Wiederholungsfall bis zu zwei Wochen verhängt werden.
Auch Türken sind schießfreudig
Aber auch Türken ballern gern einmal herum, um so ihren Emotionen Luft zu machen. Weniger erfreut sind aber gebürtige Oberösterreicher, die sich von solchen Sitten bedroht fühlen, sagt auch Fritz Stadlmayr von der Landespolizeidirektion: „Wir wissen, dass solche Verhaltensweisen bei der Bevölkerung gar nicht gut ankommen. Wir müssen als Polizei Meldungen über Schussabgaben immer ernst nehmen und entsprechend agieren. Hochzeiten zu überwachen, geht aber nicht.“
Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Christoph Gantner
Unser Land, fremde Sitten
So stell’ ich mir eine lustige Hochzeit vor: Im Konvoi ballern die Mitfahrer mit Schreckschusspistolen in die Luft, bis die Polizei kommt. Na, auch so kann man den „schönsten Tag im Leben“ feiern. Man lernt einen Haufen neuer Leute - wenn auch in Uniform - kennen und kriegt noch ein „Souvenir“ in Form einer Verwaltungsanzeige. Leider keine Satire, sondern immer öfter Alltag. „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ Ich gesteh’s, das ist ein Lenin-Zitat. Aber Marxismus kommt ja anscheinend bei der SPÖ in Mode. Für Grüne könnte man es abwandeln: Verständnis ist gut, aber Kontrolle ist besser.
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