Die 47. Mechanisierte Brigade, die Speerspitze der ukrainischen Gegenoffensive, hat bei einem Durchbruchsversuch im Süden der Ukraine schwere Verluste an Equipment erlitten. Die Hälfte der von Finnland gelieferten Leopard-2R-Panzern wurden in einem Minenfeld zerstört (siehe Video oben). Bundesheer-Oberst Markus Reisner analysiert, warum bei dem Angriff am Donnerstag ein so hoher Preis zu zahlen war.
Bei einem Angriff am Donnerstag südlich des Dorfes Mala Tokmatschka im Gebiet Saporischschja wollten die Bataillone einen Durchbruch erzielen und schickten Panzer mit einer speziellen Vorrichtung zur Minenräumung voran. Sie sollten sich durch die russischen Minenfelder zu pflügen und einen Pfad für Kampf- und Schützenpanzer freizuräumen.
Panzer sollten Bresche schlagen
Ein risikoreiches Unterfangen: Eine frontale Attacke, die darauf abzielt, eine Bresche in die feindlichen Befestigungen zu schlagen, gehört zu den schwierigsten und potenziell verlustreichsten Operationen bei Bodengefechten. Bei dem Angriff verloren die ukrainischen Truppen mehrere Kampfpanzer, darunter drei, von Finnland gelieferte, Leopard 2R-Minenräumpanzer. Russische Militärblogger veröffentlichten Bilder der zerstörten Maschinen in sozialen Medien, die finnische Tageszeitung „Helsingin Sanomat“ hat sie verifiziert.
Die Ukraine hat damit die Hälfte der insgesamt sechs von Finnland gelieferten Leopard 2R verloren. Sie wurden Kiew bereitwillig überlassen, in Finnland waren sie wenig in Gebrauch, weil sie in winterlichen Verhältnissen nicht uneingeschränkt einsetzbar sind.
Ausgedehnte Minenfelder
Warum der Angriff der 47. Mechanisierten Brigade am Donnerstag scheiterte? Bundesheer-Oberst Markus Reisner nennt gegenüber der „Krone“ mehrere Gründe dafür. Die Russen hätten bereits in der Linie der Gefechtsvorposten ausgedehnte Minenfelder angelegt, was nur enge Bewegung in wenige geräumten Gassen erlaubte. Gleichzeitig habe Russland auf den massiven Einsatz von Drohnen gesetzt, „die kontinuierlich einschlugen“.
Die russischen Invasoren hätten zudem Unterstützung der Artillerie und aus der Luft bekommen, während die ukrainischen Bataillone keine gezielte Artillerieunterstützung bekamen und es verabsäumten, Nebelgranaten einzusetzen, um dem Gegner die Sicht zu nehmen. Neben taktischen Fehlern sieht Reisner auch die „Überheblichkeit“ aufgrund der Verfügbarkeit überlegener westlicher Ausrüstung problematisch. Die ukrainischen Streitkräfte hätten sich zu sehr auf den „unbesiegbaren Leopard“ verlassen.
Strategisch wichtiger Punkt
Der Sektor südlich von Mala Tokmatschka ist enorm wichtig für die ukrainische Strategie an der Front im Süden. Von hier versuchen die Verteidiger nach Tokmak 35 Kilometer weiter südlich vorzustoßen. Die strategisch wichtige Stadt liegt am Hauptkorridor Richtung Melitopol am Asowschen Meer, das von den russischen Streitkräften besetzt ist. Wenn es den Ukrainern gelingt, hierhin durchzubrechen, haben sie die Chance, einen Keil zwischen die russischen Truppen zu treiben, analysiert „Forbes“-Militärkorrespondent David Axe.
Er sieht die ukrainischen Verluste als bei einer notwendigen Operation als „wahrscheinlich unvermeidlich“ an und erwartet weitere Vorstöße der Ukraine im Süden. Bisher hätten erst drei von neun, mit westlichem Militärequipment für die Gegenoffensive neu aufgestellten, Brigaden in die Kämpfe eingegriffen. Die Ukrainer hätten genug weiteres Kriegsgerät, mit denen die russischen Minenfelder überwunden werden können.
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