Kritik an Russland
Selenskyj: „Sogar Tiere haben mehr Moral als Sie“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Schüsse auf Rettungsboote mit Zivilisten im gefluteten Kriegsgebiet Cherson im Süden des Landes scharf verurteilt: „Sogar Tiere haben mehr Moral als Sie, russischer Staat. Russische Terroristen beschießen weiter Evakuierungswege, Evakuierungspunkte, Boote, die die Menschen wegbringen.“
Ein Boot mit 21 Menschen war laut ukrainischen Behörden am Sonntag von Russen beschossen worden, während die Zivilisten sich aus dem von Moskau besetzten Teil des Gebiets Cherson in Sicherheit bringen wollten. Drei Menschen starben, zehn wurden verletzt.
Erst habe Russland den Staudamm gesprengt, dann die Menschen in dem Überschwemmungsgebiet ihrem Schicksal überlassen und nun werde noch auf sie geschossen, so Selenskyj. Er sagte, Vertreter des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag hätten sich in Cherson selbst ein Bild von der Lage gemacht. Das rechte Ufer des Dnipro-Flusses ist unter ukrainischer Kontrolle. Die Experten hätten mit der Untersuchung der Katastrophe begonnen.
„Diese Untersuchung ist sehr wichtig für die Sicherheit der ganzen Welt“, sagte Selenskyj. Eine Bestrafung Russlands sei Voraussetzung dafür, dass sich dieses Böse in der Welt nicht wiederhole. Selenskyj zufolge sind bisher etwa 4000 Menschen gerettet worden. Dutzende Städte und Dörfer seien noch überschwemmt, am schlimmsten sei die Lage weiter im russisch besetzten Teil des Gebiets Cherson auf der linken Dnipro-Uferseite. Die Evakuierung dauere an. Russland wiederum macht die Ukraine für die Zerstörung des Staudamms verantwortlich.
Sanktionsliste erweitert
Selenskyj teilte in seiner Videobotschaft auch mit, dass er weitere 178 Menschen auf eine Sanktionsliste gesetzt habe, die „dem Bösen dienen, zu dem der russische Staat geworden ist“. Es gehe um Verantwortliche, die Freiheiten zerstört hätten und eine Schlüsselrolle spielten bei den Repressionen in den besetzten Gebieten der Ukraine und in Russland selbst. Jeder „Komplize der russischen Diktatur“ werde zur Verantwortung gezogen, versprach er.
Sorge um Kernkraftwerk Saporischschja
Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA drängte nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms auf einen breiteren Zugang zur Umgebung des Kernkraftwerks Saporischschja. Der Wasserstand des Damms sei am Wochenende zwar etwa einen Tag lang stabil gewesen, erklärt IAEA-Chef Rafael Grossi. „An anderen Stellen des riesigen Stausees sinkt der Pegel jedoch weiter, was zu einer möglichen Differenz von etwa zwei Metern führt.“
Die Höhe des Wasserspiegels sei ein wichtiger Parameter für die weitere Funktionsfähigkeit der Wasserpumpen. Das Wasser aus dem Stausee wird IAEA-Angaben zufolge zur Kühlung der sechs Reaktoren der Anlage und zur Lagerung abgebrannter Brennelemente verwendet.
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