Die Franzosen von Phoenix standen in der Welt des elektronisch infizierten Indiepops schon immer für die feinere Klinge. Mit ihrem aktuellen Album „Alpha Zulu“ und den Hits aus mehr als 25 Jahren Bandgeschichte im Gepäck, kommt das Quartett rund um Frontmann Thomas Mars nun zum Lido Sounds und feiert seine Linz-Premiere. Die beiden Gitarristen Laurent Brancowitz und Christian Mazzalai informierten uns vorab.
Für eine kurze Zeit lang schien es so, als würde Phoenix die gesamte Musikwelt gehören. Mehr als zehn Jahre musizierte das französische Quartett schon miteinander, als 2009 mit dem vierten Album „Wolfgang Amadeus Phoenix“ der große Wurf gelang. Anfang 2010 staubten Frontmann Thomas Mars und Co. in der Kategorie „Best Alternative Music“ sogar einen Grammy ab und ließen dabei Kaliber wie David Byrne & Brian Eno oder die britischen Stadion-Synthie-Rocker Depeche Mode hinter sich. Gleichermaßen zeitgemäß und eklektisch eroberte man mit viel Elektronik die Indiepop-Welt. Aus Frankreich kommend schon fast mehr Pflicht als Wagnis, denn wenn es um qualitativ hochwertige Elektronik geht, ist man dort immer noch im Epizentrum Europas. Schlag nach bei Jean-Michel Jarre, Air oder Daft Punk.
Kunstvoller Indiepop
Daft Punk-Mastermind Thomas Bangalter war in den 90er-Jahren auch einmal ein Bandkollege von Phoenix-Leadgitarrist Laurent Brancowitz, bevor Bangalter mit seiner eigenen Band links und rechts alles überholte, was sich ich Westeuropa an den Knöpfen wagte. Phoenix waren im Direktvergleich immer die etwas elegantere Version, die ihre Musik mit einem gewissen Kunstverständnis vermischten. Andeutungen an die Klassik waren nicht nur auf „Wolfgang Amadeus Phoenix“ Usus, das im Herbst 2022 veröffentlichte, aktuelle Album „Alpha Zulu“ hat man gar im Pariser Louvre eingespielt. Wie schon der Vorgänger „Ti Amo“ aus dem Jahr 2017 zeichnete auch „Alpha Zulu“ eine musikalische Leichtigkeit aus. Phoenix bewiesen darauf einmal mehr eindrucksvoll, dass Anspruch nicht immer mit Schwere gleichzusetzen ist.
„Wir haben früher viele Sommer in Italien verbracht und waren vor allem bei ,Ti Amo‘ gewissen Emotionen gegenüber speziell sensibilisiert“, erzählt Brancowitz im „Krone“-Talk, „Emotionen und Erinnerungen der Vergangenheit sind immer stark auf unseren Alben verankert.“ Wer sich von Phoenix an der Hand und gen Sommersonnenuntergang führen lässt, der kommt auch nicht an den Begriffen Romantik und Ästhetik vorbei. „Die Ästhetik ist uns mindestens so wichtig wie die Musik selbst. Wir verstehen die Band auf jeden Fall als Gesamtpaket, bei dem auch das Visuelle passen muss. Die Menschen sollen gerne in das Universum eintauchen, das wir mit unserer Musik kreieren.“ Phoenix wagten es früh, als französische Band auf Englisch zu singen. Sänger Mars lebt seit Ewigkeiten in New York und der 2019 tragisch verstorbene Produzent und Wegbegleiter Philippe Zdar hat ihre Visionen stets nach Kräften gestützt und unterstützt.
Kraft des Kollektivs
Phoenix sind eine Band zum Hineinfließen und Fallenlassen. „Musik hat die magische Kraft, den Geist zu schärfen und zum Nachdenken anzuregen“, sagt uns Gitarrist Christian Mazzalai, „hört sich die antisemitischste Person der Welt einen Song von Serge Gainsbourg an, wird ihr Herz mit Freude erfüllt. Musik ist stärker als der Regen, sie kann dich reinwaschen. Wir sind keine politische Band, sondern eine, die den direkten Weg in die Herzen der Menschen sucht. Sind wir dort erst einmal angekommen, krallen wir uns fest.“ Als Essenz der Band sieht Brancowitz die Kraft des Kollektivs. „Die Band würde in keiner anderen Konstellation so funktionieren. Sobald jemand von uns etwas ohne die anderen macht, kommt nichts Gutes dabei raus. Wir sind einzeln vielleicht manchmal disziplinierter, aber auch wesentlich unkreativer.“
Ähnlich wie Daft Punk oder ihre großen Heroen Kraftwerk setzen auch Phoenix darauf, die Musik und nicht die handelnden Personen in den Mittelpunkt zu stellen. „Wir kämpfen natürlich nicht dagegen an, wenn wir gemeinsam auf der Bühne funktionieren und beachtet werden, aber wir stellen uns selbst nicht ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Aber natürlich interessieren mich als Fan von Musik auch die Individuen, die hinter dem Sound stecken. Ich lese daher auch sehr viele Biografien. Ich würde sagen, wir sind irgendwo in der Mitte verortet. Nicht nach vorpreschend und auch nicht versteckt.“ Die Rückkehr nach Österreich ist jedenfalls längst fällig. Bislang stehen nur ein Auftritt 2004 vor dem Schloss Schönbrunn in Wien und einer beim Out Of The Woods Festival 2017 in Wiesen zu Buche. Jetzt geht es endlich auch nach Linz.
Live beim Lido Sounds
Phoenix sind am Sonntag, dem 18. Juni, beim Lido Sounds in Linz zu Gast. Gemeinsam mit Peter Fox, Apache207 und Co. beschließt man mit den großen Hits und neueren Songs die Premiere des urbanen Festivals in der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Unter www.oeticket.com gibt es noch Karten für das Festivalhighlight.
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