Kirche im Kriegsdienst
Russland: Glaube nicht mit Pazifismus vereinbar
Dass die russisch-orthodoxe Kirche Teil der Propagandamaschine des Kremls ist und den brutalen Angriffskrieg in der Ukraine unterstützt, ist kein Geheimnis. Nun stellt sich aber auch noch Moskaus Kirchengericht mit irren Verdrehungen gegen den Pazifismus und verstößt damit gegen das fünfte Gebot.
Der Krieg sei von äußeren Kräften provoziert worden, um Russland zu schwächen, betont der Moskauer Patriarch und vermutlich ehemalige KGB-Agent Kirill immer wieder in seinen Gebeten - er macht also brav bei der Kreml-Gehirnwäsche mit. Jedoch lassen sich nicht alle Priester so instrumentalisieren. Einer von ihnen ist der ehemalige Journalist und Philosoph Ioann Burdin aus der russischen Stadt Kostroma.
Aufgrund seiner Kriegs-kritischen Predigten wurden ihm nun ein vorläufiges Berufsverbot und eine Geldstrafe auferlegt. Am 16. Juni soll ihn das Kirchengericht endgültig des Amtes entheben, berichtet das unabhängige russische Nachrichtenportal Mediazona.
Das Böse nicht als das Gute bezeichnen
„Wir Christen können nicht wegschauen, wenn ein Bruder einen Bruder tötet. Wir können nicht vor Scham die Augen verschließen und was schwarz ist, als weiß und das Böse als das Gute bezeichnen“, hatte Priester Burdin etwa auf der Internetseite seiner Kirche veröffentlicht und sich damit gewaltigen Ärger mit der Diözese eingehandelt.
Burdin sei ein „eingebildeter Pseudopazifist“, war die Antwort. Denn der Pazifismus, mit dem sich der Priester hinter den gegen ihn erhobenen Anschuldigungen zu verstecken versuche, sei mit der tatsächlichen Glaubenslehre nicht vereinbar.
Verstoß gegen das fünfte Gebot
Der Priester konterte, dass man das fünfte Gebot („Du sollt nicht töten“) nicht einfach brechen könne. So argumentiert auch das ukrainische Landeskonzil in Bezug auf die russische Invasion. „Für mich ist das ungefähr so, als würde ich in unsere Kirche gehen, einen Knüppel nehmen, jemandem damit auf den Kopf schlagen, ein Messer nehmen und denjenigen, der in der Kirche steht und betet, erstechen. Nur, weil mir etwas an ihm nicht gefällt“, versuchte Burdin das Wesen des heutigen russischen Staates kurz auf den Punkt zu bringen.
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