Erschütternde Details werden nach der Festnahme eines Türken (37) bekannt. Der mutmaßliche Schlepper - unterwegs mit 20 Flüchtlingen in einem Kleinbus auf der A3 - stand unter Drogeneinfluss. Er fasst unter anderem eine Anzeige wegen Gemeingefährdung aus.
Größter Gefahr waren Beamte ausgesetzt, die am vergangenen Freitag einen Schlepper auf der Flucht stoppen mussten. Wie berichtet, war der mit Flüchtlingen überladene Kleinbus des 37-jährigen Türken Polizisten auf der Südostautobahn (A3) nahe Müllendorf aufgefallen. Der Lenker hatte Vollgas gegeben.
Nach Flucht gefasst
Im Höllentempo versuchte der Chauffeur immer wieder, die Verfolger im Streifenwagen gegen die Leitplanke zu drängen. Bei der Abfahrt Pottendorf im Bezirk Baden (NÖ) hielt der Lenker abrupt an, sprang auf der Beifahrerseite aus dem Bus und lief weg. Nicht einmal von Warnschüssen ins Erdreich ließ er sich aufhalten. In Weigelsdorf war dann Endstation.
Nach der Festnahme stellte sich heraus, dass der Lenker Kokain konsumiert hatte. Geringe Mengen an Rauschgift für den Eigenbedarf wurden im Bus gefunden.
Zwei Mädchen unbegleitet
Ursprünglich war von 18 Flüchtlingen die Rede, die sich in dem Schlepperbus befunden haben sollen. Tatsächlich waren es 20 Migranten quer durch alle Altersgruppen, allesamt türkische Kurden. Konkret handelte es sich um zwei Familien - eine mit vier, die andere mit zwei Kindern. Zwei Mädchen, vermutlich zwölf und 13 Jahre alt, sind ohne Begleitung in Österreich gestrandet. Der Rest der Gruppe waren Männer.
Die Taktik der Banden
Bislang machte der inhaftierte Verdächtige keine Angaben zu den sichergestellten Drogen und dem illegalen Transport. Der Beschuldigte verweigerte jegliche Aussage. Die Erhebungen ergaben jedoch, wie die Schlepperbanden aktuell vorgehen: Migranten gelangen ganz offiziell und legal per Flugzeug von Istanbul nach Belgrad, weil Türken für Serbien ohnehin kein Visum brauchen.
„Nach der Landung werden den Betroffenen von der kriminellen Organisation die Reisepässe abgenommen, danach gelten sie als Flüchtlinge“, erklärt ein Ermittler. Mindestens 15.000 Euro werden von den Banden pro Familie für den illegalen Transport bis nach Österreich oder Deutschland abkassiert.
Schwere Vorwürfe
Lang ist die Liste der Vorwürfe gegen den 37-jährigen Verdächtigen. Er fasst Anzeigen wegen bandenmäßiger Schlepperei, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Gemeingefährdung aus. Das letzte Delikt bezieht sich auf die lebensgefährliche Fahrweise des Beschuldigten im Straßenverkehr, die sowohl die 20 Flüchtlinge im Kleinbus als auch die Polizisten im Einsatz einem hohen Risiko ausgesetzt hatte.
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