Kein Ende in Sicht

Tote bei Raketeneinschlag in Wohnhaus in Ukraine

Ausland
13.06.2023 08:19

In der Nacht hat es wieder russische Angriffe auf die Ukraine gegeben, fast im ganzen Land gab es Luftalarm. Laut offiziellen Angaben wurde unter anderem ein Wohnhaus in der südöstlichen Großstadt Krywyj Rih getroffen. Es gibt Tote und Verletzte zu beklagen. Dem Politologen Gerhard Mangott zufolge ist derzeit kein Ende des Krieges in Sicht. Er geht davon aus, dass er noch viele Monate dauernd wird, vielleicht auch noch länger.

„Es gibt Tote und Verwundete“, schrieb der Militärgouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk, Serhij Lyssak, Dienstagfrüh auf Telegram. 

Ein fünfstöckiges Gebäude sei zerstört worden (siehe Bild unten). Nach vorläufigen Angaben sind vier Menschen ums Leben gekommen, zudem gebe es 25 Verletzte. 19 davon hätten ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen, so Lyssak weiter. Unter den Trümmern befänden sich noch Menschen.

Laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj setzt Russland „seinen Krieg gegen Wohnhäuser, gewöhnliche Städte und Leute“ fort. Er versprach, dass sich die gegnerische Seite für jede Rakete verantworten müsse.

Die Russen hätten zudem erneut Marschflugkörper abgefeuert, auch auf die Hauptstadt Kiew, hieß es von den dortigen Behörden. Dort habe die eigene Luftabwehr aber alle feindlichen Flugobjekte abgeschossen. Aus der östlichen Stadt Charkiw gab es Berichte über Drohnenangriffe.

Waffenlieferungen aus Nordkorea 
Die USA äußerten unterdessen Besorgnis über mögliche Waffenlieferungen Nordkoreas an Russland. Trotz gegenteiliger Aussagen der Regierung in Pjöngjang habe Nordkorea im November 2022 eine Waffenlieferung einschließlich Infanterieraketen und Raketen an die Söldnertruppe Wagner geliefert, so ein Sprecher des US-Außenministeriums.  Im März hatten die USA erklärt, Russland versuche im Austausch gegen Nahrungsmittelhilfe zusätzliche Waffen von Nordkorea zu erhalten. 

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un strebt engere Beziehungen zum Kreml an und verteidigt Russlands Einmarsch in der Ukraine. (Bild: AFP)
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un strebt engere Beziehungen zum Kreml an und verteidigt Russlands Einmarsch in der Ukraine.

Verhandlungen nicht absehbar 
Laut dem Politologen Gerhard Mangott kann der Konflikt wohl erst gelöst werden, wenn beide Seiten militärisch ermattet und keine militärischen Erfolge mehr zu erwarten seien. Eine Verhandlungslösung vor der russischen Präsidentschaftswahl am 17. März nächsten Jahres hält der Experte „nicht für wahrscheinlich“. Auch, weil Präsident Wladimir Putin nicht mit einer möglichen Kriegsniederlage in die Wahlen gehen wolle.

Letzteres sei „jedenfalls noch viele Monate“ entfernt, vielleicht auch länger, prognostizierte Mangott. Russland beharre auf der Anerkennung von militärisch errungenen Gebietsgewinnen. Diese könne die Ukraine nicht akzeptieren, das sehe auch eine Mehrheit der dortigen Bevölkerung so. Die Ukraine wiederum wolle nur mit einem möglichen Nachfolger Putins verhandeln und nachdem sich die russische Armee aus der gesamten Ukraine einschließlich der Halbinsel Krim zurückgezogen habe. Das würde jedoch eine krachende Niederlage Russlands bedeuten. 

Der russische Präsident Wladimir Putin steht zunehmend unter Druck. (Bild: AP)
Der russische Präsident Wladimir Putin steht zunehmend unter Druck.

Die Eliten stünden jedoch nicht mehr geschlossen hinter dem russischen Präsidenten, wie das in den vergangenen Jahrzehnten der Fall gewesen sei. „Er kann es sich nicht mehr leisten, sich zurückzulehnen“, folgerte der Innsbrucker Politologe mit Blick auf Konflikte etwa zwischen Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und Verteidigungsminister Sergej Schoigu.

Scholz: Putin hat die Einigkeit der Europäer unterschätzt 
Einigkeit zeigen im Krieg allerdings die Europäer. Laut dem deutschen Kanzler Olaf Scholz hat das Putin bei seiner Entscheidung zum Einmarsch in die Ukraine unterschätzt. „Deutschland, Frankreich und Polen stehen eng an der Seite der Ukraine“, sagte Scholz am Montagabend in Paris bei einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Polens Staatschef Andrzej Duda. Macron fügte hinzu, die ukrainische Gegenoffensive könne „mehrere Wochen oder Monate“ dauern.

Der deutsche Kanzler Olaf Scholz (links) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (rechts) bei dem Treffen in Paris. (Bild: APA/AFP/Ludovic MARIN)
Der deutsche Kanzler Olaf Scholz (links) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (rechts) bei dem Treffen in Paris.

Diese Stärke habe Putin „sträflich unterschätzt, als er sich zu dem fatalen Angriff entschieden hat“. Es sei an der Zeit, dass der russische Präsident das einsehe und den Krieg „mit hunderttausenden Toten“ beende, so der französische Präsident.

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