Derzeit zittern 2300 Freizeitpädagogen in der Bundeshauptstadt Wien um ihren Job. Der Bund plant eine Änderung der Ausbildung. Die „Krone“ hat mit mehreren Betroffenen, die am Mittwoch streiken, gesprochen.
Die Bundesregierung bereitet aktuell eine Novelle der Schulgesetze vor. „Sollte die Regierung ihre Pläne so, wie sie uns vorliegen, umsetzen, bedeutet das schlichtweg das Aus für die Freizeitpädagogik in Österreich“, sagt Bildung-im-Mittelpunkt-Betriebsratsvorsitzende Selma Schacht.
Denn die Novelle sieht nicht nur ein neues Gehaltsschema, das ein Minus von bis zu 19 Prozent vor allem in Wien mit sich bringen könnte, sondern auch eine Veränderung der Ausbildung vor. Matura wird Pflicht, der eigentliche Lehrgang wird dafür auf ein halbes Jahr verkürzt.
„Wir schätzen, dass etwa ein Drittel der Freizeitpädagogen die Matura hat“, berichtet Samuel Kammermeier. Diese sage immerhin nicht aus, ob man mit Kindern pädagogisch arbeiten könne. Die Freizeitpädagogen kümmern sich nämlich um die strukturierte schulische Freizeitgestaltung. Es ist ein kreativer Beruf, es gibt viele Quereinsteiger, die darin ihre Berufung finden.
So wie Özlem Kayir. Die 48-Jährige hängte 2012 ihren Job als Sachbearbeiterin an den Nagel. „Mit der Novelle löschen sie unseren Beruf aus“, befürchtet sie. Sogar die Berufsbezeichnung wird in Assistenzpädagogen geändert, die Anstellung künftig beim Bund erfolgen.
Im Moment ist die Akzeptanz, dass gestreikt wird, bei den Eltern sehr hoch. Die meisten vertrauen hierbei auf die Schulleitung.
Michael Wagner, Elternvereinsobmann GTVS Alt-Erlaa
Bild: privat, Krone KREATIV
Für Michael Wagner, Elternvereinsobmann der Volksschule Alt-Erlaa, ist die Reform ein Doppelschlag: „Die Freizeitpädagogen sollen künftig die Lehrer beim Unterrichten unterstützen, ohne diesbezügliche Ausbildung. Andererseits kürzen sie ihnen die eigentliche Ausbildung.“
Der geänderte Zuständigkeitsbereich ist auch für Freizeitpädagoge Roman Haas nicht nachvollziehbar. „Lernpausen sind wichtig für Kinder. Diese kreativ zu gestalten ist unser Job“, meint der 31-Jährige. Und dieser werde von Kindern und Lehrern geschätzt. Sollte die Reform in Kraft treten, kehrt er der Schule endgültig den Rücken. Auch für Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) ist die derzeitige Fassung der Novelle „noch nicht ausgereift“.
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